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Lucas Erlautzki Auszubildender zum Gesundheits- und Krankenpfleger im 3. Ausbildungsjahr in der Zentralklinik Bad Berka und Vorsitzender der Jugend- und AuszubildendenvertretungFoto: Privat

Lucas Erlautzki, Auszubildender zum Gesundheits- und Krankenpfleger in der Zentralklinik Bad Berka:

"Drei schriftliche, zwei mündliche und eine zweitägige praktische Prüfung – all das, als letzte große Hürde, trennt uns Auszubildende vom begehrten Berufsexamen und der Berufsbezeichnung als Gesundheits- und Krankenpfleger*in. Doch bis wir diesen Punkt erreicht haben, beschreiten die meisten von uns einen langen und selten einen einfachen Weg.

Seit Beginn der Corona-Pandemie fühlen sich viele Auszubildende in der Pflege häufig hilflos und alleingelassen – und solche Sorgen sind auch berechtigt. Denn die Pandemie bringt selbst erfahrene Pflegekräfte an ihre Grenzen. Die Arbeitsbelastung ist hoch, es herrscht überall Personalmangel, und Fachkräfte werden mehr denn je gebraucht, zum Beispiel auf Intensivstationen.

Seit mehr als einem Jahr arbeiten Pflegekräfte unter der zusätzlichen Belastung der Pandemie. Sie erkranken aber auch selbst an dem Corona-Virus, fallen aufgrund von Quarantäne aus oder weil sie Probleme bei der Betreuung ihrer Kinder haben. Dann übernehmen Auszubildende die Rolle der Lückenfüller, weil es die Situation häufig nicht anders zulässt. Junge Menschen in Ausbildung füllen die Leerstellen im Dienstplan als notwendige Arbeitskräfte. Sie ersetzen ausgebildete Pflegekräfte, doch sie verpassen in dieser Zeit wichtige Ausbildungsinhalte. Dabei dürften sie überhaupt nicht als volle Pflegekraft alleine eingesetzt werden.Die praktischen Anforderungen im Arbeitsalltag haben sich für uns Auszubildende durch die Pandemie erhöht. Die Vermittlung der theoretischen Inhalte ist jedoch auf der Strecke geblieben. Der zur Ausbildung in der Krankenpflege gehörende und 2.100 Stunden umfassende Theorieteil kann durch die Berufsschulen nicht effektiv und nachhaltig umgesetzt werden. Aus konstruktivem Unterricht wird unbegleitetes klinisches Selbststudium direkt an den Patientinnen und Patienten. Nur wenige Auszubildende haben im letzten Jahr ihre vorgeschriebenen Praxisanleitungen tatsächlich erhalten. Aktuell stecken die Auszubildenden des dritten und finalen Ausbildungsjahres in den Prüfungsvorbereitungen; unvorbereitet, unsicher und in den meisten Fällen noch nicht bereit, sich dieser Herausforderung zu stellen. Schaut man in die unteren Ausbildungsjahrgänge, zeigen sich auch dort bereits starke Lerndefizite.

Seit September 2020 wurde die Ausbildung in der Pflege novelliert und läuft nun etwas anders ab als vorher. Dass es da an der einen oder anderen Stelle noch ruckelt, ist klar. Corona stellt Auszubildende auch hier noch einmal zusätzlich auf die Probe. Manche kennen aufgrund der Schulschließungen nicht einmal ihre Klassenkamerad*innen. Die ohnehin schon hohe Abbruchquote in der Pflegeausbildung ist erneut gestiegen.

Zusammen mit den Jugendsekretär*innen von ver.di sind viele Jugend- und Auszubildendenvertretungen der einzelnen Kliniken und Pflegeeinrichtungen in regelmäßigen Gesprächsrunden, um Lösungen zu finden.Gewerkschaftliche Organisation in der Pflege und vor allem in der Ausbildung ist aktuell wichtiger denn je, insbesondere um die Pflegeausbildung langfristig und innovativ verbessern zu können. Es soll damit möglich gemacht werden, in Ausnahmesituationen wie der Corona Pandemie trotzdem eine gute und kompetente Berufsausbildung durchzusetzen."