Ausgabe 07/2021
Es stinkt zum Himmel
Bei der Parfümeriekette Douglas weht seit einigen Jahren ein rauer Wind. Seit aber bundesweit 60 Filialschließungen bekannt wurden, rumort es unter den Beschäftigten. Im kommenden Jahr plant das Unternehmen den Börsengang. Zuvor sollen die Bilanzen noch aufgehübscht werden – auf Kosten des Personals.
Bea Keiner arbeitet seit 31 Jahren bei Douglas in Düsseldorf. Lange Zeit hat sie ihre Arbeit in der Filiale auf der bekannten Flaniermeile "Kö", der Königsallee, sehr gemocht. Doch inzwischen sind die Tage des Geschäfts gezählt, und die Arbeit bedeutet einen ständigen Kampf mit dem Management. "Vor ungefähr zehn Jahren kamen die Investoren ins Unternehmen. Seitdem hat sich das Klima bei Douglas massiv verschlechtert", sagt die Fachverkäuferin, zugleich Betriebsratsvorsitzende der Kö-Filiale. Am 8. Januar 2022 sollen die Pforten des Ladens endgültig schließen, das Haus wird einige Zeit später abgerissen. Dafür entsteht ein Stück weiter in derselben Straße ein neuer Douglas-Store.
Angeblich zu alt und zu teuer
Hätte der Parfümeriebetreiber den 33 Kolleg*innen der bisherigen Filiale Arbeitsplätze im neuen Geschäft angeboten, wäre alles in Ordnung. Hat er aber nicht. Mit einem zuvor bereits in München erprobten Trick umging das Management die Verpflichtung zur Weiterbeschäftigung, die bei einem Betriebsübergang entsteht. Indem der neue Store als eigene GmbH deklariert wird, hat er scheinbar nichts mit dem bestehenden Laden zu tun. "Die Geschäftsleitung sagt, wir könnten uns ja für die neue Filiale bewerben. Klar ist aber, dass man uns loswerden möchte, weil wir zu alt und damit zu teuer sind", sagt Bea Keiner. Immerhin konnte der Betriebsrat bis Mitte September einen guten Sozialplan aushandeln, der eine Altersstaffel bei den Abfindungen vorsieht. Denn, so Bea Keiner, "die Aussichten auf einen neuen Arbeitsplatz sind für die zwischen 50- und 60-Jährigen sehr schlecht".
"Die Geschäftsleitung sagt, wir könnten uns ja für die neue Filiale bewerben. Klar ist aber, dass man uns loswerden möchte, weil wir zu alt und damit zu teuer sind"
Bea Keiner, Betriebsratsvorsitzende der Douglas-Kö-Filiale
Die Einigung in dieser Frage hält das Management nicht davon ab, der Belegschaft in der Schließfiliale das Leben schwer zu machen. So wurde die Personaleinsatzplanung für Oktober aus nichtigem Anlass nicht genehmigt, sodass der Betriebsrat die Einigungsstelle anrufen musste. Resturlaub sei verweigert worden, berichtet die Betriebsratsvorsitzende. Der solle in der Zeit der Freistellung nach Schließung des Ladens genommen werden. "Wir lassen uns das aber nicht gefallen. Wenn die uns schneller loswerden wollen, können sie uns gleich freistellen", sagt Bea Keiner.
Streiken für den Tarif
Sie und ihre Kolleg*innen waren auch am 1. Oktober beim Streik in der aktuellen Tarifauseinandersetzung im Handel vor der Douglas-Zentrale in Düsseldorf dabei – gemeinsam mit Beschäftigten aus München, Frankfurt und Offenbach. Douglas-Vorstand Tina Müller verweigert jedoch Tarifverhandlungen mit ver.di, wie im September bekannt wurde. "Bis vor wenigen Jahren hielt man sich noch weitgehend an die Ergebnisse aus den Flächentarif-Verhandlungen, aber ab 2019 sind diese nicht 1:1 an die Beschäftigten weitergegeben worden", heißt es in einer ver.di-Information an die Douglas-Kolleg*innen.
In einem Offenen Brief an Tina Müller forderte der Gesamtbetriebsrat Lohnerhöhungen und Tarifbindung sowie mehr Verantwortung und Respekt gegenüber den Belegschaften. Orhan Akman, der ver.di-Bundesfachgruppenleiter Einzelhandel, die Gesamtbetriebsratsvorsitzende Ulrike Gaal und ver.di-Unternehmensbetreuerin Gabriele Ziegler unterschrieben den Brief, in dem neben der Tarifbindung auch eine Beschäftigungssicherung und ein Tarifvertrag zu Digitalisierung, Onlinehandel und Qualifizierung gefordert werden.
"Douglas pusht das Online-Geschäft zu unseren Lasten", sagt Ulrike Gaal. So solle das Fachpersonal in den Filialen die Kund*innen beraten, aber dann gerne gezielt auf den Onlineshop hinweisen, in dem es viele Parfüms und Make-up-Artikel günstiger gibt als im Geschäft. "Hier sollte endlich die Politik aktiv werden", fordert die GBR-Vorsitzende. "Wenn alle die Verödung der Innenstädte beklagen, wo immer mehr Ladenlokale leer stehen, müssen Politiker etwas tun, indem sie etwa online erzielte Umsätze stärker besteuern."