Der Krieg in der Ukraine markiert auch für die deutsche Energieversorgung einen Umkehrpunkt. Nach Atom- und Kohleausstieg steht jetzt der Ausstieg aus dem System Putin an. Plötzlich wird uns bewusst: Jedes Barrel Öl, jeder Kubikmeter Gas und jeder Container Kohle finanziert die Militärmaschinerie des russischen Präsidenten. Zudem sehen wir die explodierenden Preise im Strom- und Gasmarkt und an den Tankstellen. Welche Engpässe möglicherweise vor uns liegen, falls russische Energielieferungen ausbleiben? Wir wissen es nicht. Ein neuer energiepolitischer Konsens hat sich in den ersten Kriegstagen wie von selbst etabliert: Der massive und schnelle Ausbau der erneuerbaren Energien ist das Gebot der Stunde, um die Energieversorgung krisenfest zu machen. Selbst die FDP spricht neuerdings von der Freiheitsenergie. Die Erneuerbaren bringen eine Dreifach-Dividende: heimische Wertschöpfung und neue Arbeitsplätze, einen Klimabonus durch weniger CO₂-Ausstoß und eine stärkere Unabhängigkeit von Schurkenstaaten und Kriegsverbrechern.

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Manfred Kriener ist freier AutorFoto: Hermann Bredehorst

Dass der Ausbau der Erneuerbaren tatsächlich sehr viel schneller vorangehen könnte, zeigt der Blick auf den schwachen Zubau der Windenergie im vergangenen Jahr mit einem Minus von 54 Prozent gegenüber dem Mittel der Jahre 2014 bis 2018. Nur ein Beispiel: Im größten Bundesland Bayern wurden ganze acht Windräder zuge-baut. Bayern muss seine Blockadehaltung schleunigst aufgeben. Auch die lange Realisierungszeit für neue Windräder ist mit aktuell 26 Monaten inakzeptabel.

Mit dem Krieg wird noch eine andere Energiequelle wieder aktuell: Energiesparen. Wer sich klarmacht, dass im Benzintank des eigenen Autos und im Öltank des Heizungskellers zu 50 Prozent Putin-Öl steckt, der wird womöglich weniger fahren und heizen. Die Älteren erinnern sich noch an die Ölkrise der 1970er Jahre und die autofreien Sonntage. Sie gehören, genauso wie ein spritsparendes Tempolimit auf Autobahnen oder die gedrosselte Heizung, zu den Hebeln der Energiekrise.