Regina Richter kann auf 51 Berufsjahre zurückblicken und sie tut es mit Stolz. Die heute 70-Jährige hat einst Hutmacherin gelernt, dann eine Friseurausbildung absolviert. Fast ihr gesamtes Berufsleben verbrachte sie in der PGH Astoria in Leipzig, seit 1991 Friseur Astoria GmbH. Die Salons kennt in Leipzig jeder, 13 Stück gab es damals und in ihrem Salon "International" waren es allein 80 bis 100 Mitarbeiter*innen in zwei Schichten. Heute arbeiten bei Astoria in zwei Filialen immer noch 20 Kolleg*innen.

"Ich habe meine Arbeit immer gerne gemacht, für meine Kundinnen natürlich, auch das Gemeinsame mit den Kolleg*innen im Salon hab ich geschätzt. Richtig interessant wurde es für mich dann ab 1994, als ich in den Betriebsrat gewählt und noch im gleichen Jahr dessen Vorsitzende wurde", erzählt Regina Richter. Betriebsratsvorsitzende blieb sie bis zum Eintritt in den Ruhestand 2017.

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Regina Richter, Friseurin und vor allem engagiertes ver.di-MitgliedFoto:Tragsdorf

"Als wir auf einer Versammlung im Gewerkschaftshaus 1994 die Betriebsratswahl einläuteten, war das schon etwas Besonderes bei den Friseur*innen. Betriebsräte gab es in unserem Beruf nicht so viele im Land", erinnert sie sich. Schulungen und Weiterbildung organisierten sie über die Gewerkschaften. Ab 2001 war ver.di nach ihrer Gründung die zuständige Gewerkschaft. Noch heute denkt Richter gern und mit Respekt an die Unterstützung der Sekretäre Roland Ehrhardt und Dieter Seyfarth. Der Weg in die Gremien von ver.di war daher für sie folgerichtig: Landesbezirk, Bundesfachgruppenvorstand und Bundesfachbereichsvorstand.

Als Regina Richter 2005 die Möglichkeit erhielt, an einem internationalen Friseur- und Kosmetikkongress teilzunehmen, begann für sie unverhofft ihr internationales Engagement für die Arbeitnehmer*innen. Ihre Themen waren auch auf dieser Ebene die duale Berufsausbildung, Arbeits- und Gesundheitsschutz, die Suche nach Möglichkeiten, gesundheitsschädliche Produktentwicklungen der Kosmetikindustrie zu verhindern, Haut-, Muskel- und Skeletterkrankungen als berufstypisch zu erfassen und Konzepte dagegen zu entwickeln. Besonders wichtig für sie waren aber eine bessere Bezahlung und europäische Mindestlöhne.

Der Soziale Dialog in Brüssel hat für Regina Richter Wichtiges angestoßen, und sie hat gelernt, gemeinsam mit ihren Mitstreiter*innen Verbündete zu suchen: bespielweise an den Universitäten, wenn es um krebserregende Stoffe in Kosmetik- und Friseurprodukten geht, oder bei Politiker*innen gegen Lobbyarbeit der Industrie anzugehen. Eine europaweite Richtlinie für den Arbeits- und Gesundheitsschutz, wie es das Ziel war, ist ihnen nicht gelungen, aber 2008 entstand eine europäische Ausbildungsrahmenvereinbarung. Die Erfahrungen zeigen auch, dass mühsam Erkämpftes unverhofft kippen kann, wenn eine neue Kommission in Brüssel Verantwortung übernimmt und anders tickt. Das war bitter, sagt Regina Richter.

Was sie sich in Zukunft für Ihre Kolleg*innen wünscht, beantwortet sie ohne Zögern: "Handwerksberufe attraktiver und besser machen, damit junge Leute gern eine duale Ausbildung aufnehmen. Sie brauchen gute Bezahlung, einen gesunden Arbeitsplatz und nicht zu vergessen die Mitbestimmung in Betrieb und Berufsschule."

Den Ruhestand und ihre neue Freizeit genießt Regina Richter heute gern mit ihrer Familie. Ganz lassen will sie ihr Wirken für gute Gesundheits- und Arbeitsbedingungen im Friseurberuf nicht. Mit ihren umfangreichen Kenntnissen ist sie für den Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) in Berlin da noch als Beraterin aktiv, ebenso im Berufsbildungsausschuss von ver.di und bei der Mitteldeutschen Rentenversicherung. Btr.

Alles Gute, Regina, zum 70.Geburtstag und ein Dankeschön für dein beherztes Engagement, weit über den ehemaligen Fachbereich 13 hinaus.