Die Discount-Könige von Aldi Nord und Aldi Süd mögen Betriebsräte nur, wenn diese nach der Pfeife der regionalen Geschäftsführer tanzen. Dafür gibt es viele Belege, die hieb- und stichfest sind. Besonders krass zeigt sich die Feindschaft gegen echte betriebliche Mitbestimmung immer wieder im südlichen Teil des Handelskonzerns.

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Andreas Hamann ist freier AutorFoto: privat

Für Mitte April hatten Beschäftigte der Aldi-Regionalgesellschaft Dormagen, die sich für einen Betriebsrat engagieren, zur Wahl eines Wahlvorstandes eingeladen. Doch dazu kam es nicht, weil eine größere Gruppe von Filialleitern äußerst aggressiv und wie nach Drehbuch störte. War das nur ein Zufall, wo doch das Prinzip "Teile und herrsche" zum Arsenal jedes Aldi-Geschäftsführers gehört? Die Versammlung in Köln-Ehrenfeld versank jedenfalls im Chaos und wurde ergebnislos abgebrochen. Sollte es doch noch gelingen, einen Betriebsrat zu wählen, müssen die aktiven Kolleg*innen erst Recht mit härtestem Druck und Schikanen rechnen.

Demokratie und betrieblicher Alltag gehen bei Aldi noch immer nicht zusammen. Es gibt im Süden so gut wie keine Betriebsräte. Viele Anläufe für Wahlen sind bereits brachial gestoppt worden: in München, im Rhein-Main-Gebiet und anderswo. Wie man das macht, ist in einem bekannten "Strategiepapier" nachzulesen. Es stammt aus der Aldi-Stammkanzlei mit Sitz in Essen, die für beide Teilkonzerne tätig ist. Dokumentiert sind auch Zeugenaussagen, wonach betriebliche Interessenvertretungen gezielt mit Filialleitern besetzt worden sind, um sie dann etwas später aufzulösen. Das Vorgehen bei Aldi Süd zeigt auch, wie niedrig die Hürden bei der Behinderung von Betriebsratswahlen aktuell noch sind. Das muss sich schnell ändern. Die Verschärfung des Strafrechts ist nur ein Weg, der durch aktive Solidarität und starke politische Einflussnahme ergänzt werden sollte.