Im Juli lud der Arbeitskreis LSBTTIQ des ver.di-Bezirks Stuttgart zur Veranstaltung "Trans*-Frauen sind Frauen" ein. LSBTTIQ steht für lesbische, schwule, bisexuelle, transsexuelle, transgender, intersexuelle und queere Menschen.

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Schon vor rund 30 Jahren war der Arbeitskreis gegründet worden. "LSBTTIQ-Belange sind schon immer Belange von Arbeitnehmer*innen", betonte der Vorsitzende des Arbeitskreises, Joachim Stein. Im Podium vor vollem Saal diskutierte er mit Janka Kluge, Trans*Aktivistin und Vertreterin im Landesnetzwerk LSBTTIQ, und Florian Wahl, queerpolitischer Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, über die Lebensrealität von Trans*-Frauen bzw. Trans*-Personen in der Gesellschaft und Arbeitswelt.

Die Diskussion ging um aktuelle Themen, wie Anfeindungen gegen Trans*-Aktivist*innen, gesellschaftliche Mängel und Visionen für die Zukunft.

Zu der ver.di-Veranstaltung waren Besucher*innen aller ver.di-Fachbereiche gekommen. Was bestätigt, dass die Gewerkschaft mit dem Thema die Lebensrealität der Beschäftigten in den Betrieben abbildet. Von Betriebs- und Personalräten über aktive Mitglieder und ver.di-Mandatsträger*innen aus den verschiedensten Branchen, war alles dabei. Die Beteiligung des Publikums an den Gesprächen machte den Abend perfekt. "Die Interessenvertretungen müssen dieses Thema im Blick haben. Deswegen fordern wir, dass sich Personal- und Betriebsräte aktiv um das Thema kümmern", sagte Joachim Stein.

Selbstbestimmung

Einen großen Raum nahm die Diskussion um das kommende Selbstbestimmungsgesetz ein. Das Gesetz soll es Trans*-Personen vereinfachen, ihren Personenstand zu ändern, denn bisher sind aufwändige und teure Gutachten und Verfahren notwendig, damit Trans*-Personen endlich auch offiziell als die Person leben können, die sie sind. Im Eckpunktepapier des Gesetzes ist eine Sperrfrist von einem Jahr angesetzt.

Auf die Frage, ob Menschen dann jährlich ihren Geschlechtseintrag ändern sollen, antwortet Janka Kluge: "Menschen könnten auch von 10 bis 22 Uhr eine Runde nach der anderen auf dem Wasen Achterbahn fahren. Aber wer macht das denn?" Und Florian Wahl ergänzte: "Wir diskutieren nicht, ob Trans*-Personen ihr Geschlecht anpassen können sollen. Das ist seit 40 Jahren Stand der Dinge. Mit dem Selbstbestimmungsgesetz reden wir nur darüber, das Verfahren zur Angleichung zu vereinfachen und damit Diskriminierung abzubauen."

Nach der Podiumsdiskussion blieben die Gäste und unterhielten sich über Begegnungen und Erfahrungen zu den angesprochenen Themen. Dabei sagte eine Teilnehmerin: "Mein Sohn hat sich neulich bei mir geoutet und diese Veranstaltung hat mir nochmal geholfen, Erklärung für Begriffe zu bekommen, die ich vorher nicht einordnen konnte."

Die Veranstaltung "Trans*-Frauen sind Frauen!" fand im Rahmen der Kulturwochen des Christopher-Street-Days Stuttgart statt. Die CSD-Polit-Parade fand Ende Juli in der Stuttgarter Innenstadt statt. ver.di war dort mit den Schwestergewerkschaften in der DGB-Formation dabei.

Die ver.di-Bezirksgeschäftsführer*innen Cuno Brune-Hägele und Sidar Carman betonten, für sie sei klar, sie vertreten die Interessen von Beschäftigten aller Dienstleistungsbranchen unabhängig ihrer Herkunft, Religion oder ihrer Sexualität beziehungsweise ihres Gender.

Valentin Gashi