Ausgabe 06/2022
Kurzmeldungen aus den Bezirken
1974 – als alle Räder stillstanden
Bochum – Am 10. Februar 1974 legten 200.000 Beschäftigte des öffentlichen Dienstes ihre Arbeit nieder. Der erste bundesweite Arbeitskampf im ÖD hatte begonnen. Busse und Bahnen blieben in den Depots, Ämter geschlossen, Müll wurde nicht abgeholt. 15 Prozent mehr Lohn forderten die Beschäftigten. Aber es ging nicht nur um mehr Geld in schwierigen Zeiten, es ging auch um die Verteidigung der Tarifautonomie. Warum also alle Räder stillstanden, wie Beteiligte den legendären Arbeitskampf in Krisenzeiten in Erinnerung haben, dazu veranstaltet der ver.di-Bezirk Mittleres Ruhrgebiet am 12. Oktober ab 18 Uhr im Gewerkschaftshaus Bochum in der Universitätsstr. 76 einen Abend mit Zeitzeugen und einen Blick auf die anstehende Tarifrunde im ÖD in Krisenzeiten.
Hilfskräfte ohne Arbeitsvertrag
Hessen – ver.di und die GEW kritisieren Pläne der Uni Kassel, wonach die zirka 100 wissenschaftlichen Hilfskräfte-Stellen (WHK) der Uni zu Oktober ersatzlos abgeschafft werden sollen. In einem Brief an die Wissenschaftsministerin und die Universitätsleitung fordern die Gewerkschaften und die wissenschaftlichen Hilfskräfte die Verantwortlichen auf, andere Beschäftigungsmöglichkeiten aufzuzeigen. WHKs haben ein universitäres Studium erfolgreich absolviert und sind beschäftigt, um sich in der Forschung zu qualifizieren. De facto werden auf den Stellen häufig administrativ-technische Tätigkeiten ausgeübt. ver.di und GEW befürworten die Abschaffung der prekären Stellenkategorie der WHKs, da die Arbeitsverträge semesterweise befristet sind und infolge des geringen Stundenumfangs kaum ein existenzsicherndes Einkommen ermöglichen.
Besser fahren mit ver.di
Baden-Württemberg – Die laufende Tarifauseinandersetzung bei der SWEG Bahn Stuttgart GmbH (SBS) und der Gewerkschaft der Lokführer (GdL) droht aus dem Ruder zu laufen. Wo bislang am Verhandlungstisch um eine Lösung gerungen wurde, verschärft die GdL den Konflikt. Am 8. September hatte die GdL bei der SBS und bei der Mutter SWEG, wo es bereits einen gültigen Tarifvertrag mit ver.di gibt, zum Warnstreik aufgerufen. Die Beschäftigten der SWEG wollen allerdings nicht in den Tarifkonflikt bei der SBS hineingezogen werden. Und auch bei der SBS wünschten sich die Beschäftigten eine schnelle Einigung und baldige Lohnerhöhung, so Hanna Binder, stellvertretende ver.di-Landesbezirksleiterin. Zusammen mit der EVG hat ver.di nun die SBS zu Verhandlungen aufgefordert.
Leider ein Witz: Löhne bei Amazon
NRW/Niedersachsen – ver.di hat am 14. September die Beschäftigten der Amazon Logistikzentren in Werne und Dortmund zum Streik aufgerufen. Der Onlineriese verweigert die Anerkennung der Tarifverträge des Einzelhandels seit Jahren, erhöht stattdessen die Löhne willkürlich. Jüngstes Beispiel: In Nordrhein-Westfalen hat Amazon trotz einer Inflation von rund 8 Prozent die Löhne der Beschäftigten lediglich um 3,8 Prozent erhöht. Seinen Umsatz hingegen hat Amazon allein im letzten Jahr um 26 Prozent gesteigert. Auch im Logistikzentrum in Winsen (Luhe) haben die Beschäftigten zum ersten Mal ihre Arbeit niedergelegt. Amazon zahlt dort lediglich 3 Prozent mehr. ver.di-Gewerkschaftssekretär Nonni Morisse sagt dazu: "Bei den steigenden Preisen sind die Lohnanpassungen bei Amazon leider ein Witz."