Digitales Arbeiten hat durch die Corona-Pandemie einen enormen Schub bekommen – vor allem in Dienstleistungsberufen. Kontakte zwischen Belegschaft und Leitung fanden erstmals überwiegend über Videokonferenzen statt. Nun widmet der DGB-Index Gute Arbeit 2022 einen Report dem Thema "Digitale Transformation – Veränderungen der Arbeit aus Sicht der Beschäftigten". Die Auswertung belegt: Videokonferenzen werden weiter genutzt, auch nachdem wieder Konferenzen, Meetings und Arbeitsgruppentreffen in Präsenz möglich sind. Mehr als zwei Drittel der Beschäftigten, die mit digitalen Mitteln arbeiten, nutzen regelmäßig Videokonferenzen – besonders oft in IT-Firmen, bei naturwissenschaftlichen sowie unternehmensbezogenen Dienstleistern. Und das hat Vor- und Nachteile.

Katharina Huber (Name geändert) arbeitet in einem IT-Unternehmen und trifft ihre Kolleg*innen häufig digital. "Wie das Arbeiten von zu Hause aus, bieten Videokonferenzen einen großen Nutzen durch die Zeitersparnis. Ich muss nicht mit dem Bus durch den Stau bis zur Firma fahren. Stattdessen setze ich mich ausgeruht an den Computer und beginne mit der Arbeit." Viele Dienstreisen seien durch Videokonferenzen ersetzt worden.

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Dass das eine Menge Geld spart und gut fürs Klima ist, liegt auf der Hand. Doch viele Beschäftigte fühlen sich auch überlastet, weil etwa eine Videokonferenz der nächsten folgt. So hat die Befragung erbracht, dass 26 Prozent sehr häufig beziehungsweise oft keine Pause zwischen den digitalen Konferenzen haben. 48 Prozent der Betroffenen fühlen sich stark beziehungsweise eher stark belastet. Auch Katharina Huber wurde die Menge der Videokonferenzen während der Corona-Pandemie zu viel. "Inzwischen finden bei uns wieder Präsenzsitzungen in der Firma statt. Dafür hat sich auch der Betriebsrat eingesetzt." Generell hat die Beschäftigtenbefragung zur digitalen Arbeit gezeigt, dass es gute Regelungen in diesem Sektor gibt, wenn Beschäftigte und die Interessenvertretungen in die Gestaltung einbezogen werden. Das geschehe noch viel zu selten, stellt die DGB-Vorsitzende Yasmin Fahimi fest.

Einen besonderen Effekt, den – zu viele – Videokonferenzen bei manchen Teilnehmenden auslösen können, hat eine Befragung des "Institut für Beschäftigung und Employability" (IBE) im September 2020 ergeben: die "Zoom Fatigue". Hinter diesem aus dem Videokonferenzsystem Zoom und dem französischen Wort für Müdigkeit, "Fatigue", zusammengesetzten Begriff steckt das Phänomen, durch Videokonferenzen zu ermüden oder sich anschließend erschöpft zu fühlen. Als Gründe dafür nennt ein Flyer der ver.di-Betriebsgruppe bei der Bundesnetzagentur vor allem die erhöhte Aufmerksamkeit, die bei Videokonferenzen erforderlich ist. Auch die oft schwankende Ton- und Bildqualität während des digitalen Meetings strenge an. Und der Blick auf die anderen Teilnehmenden in ihren "Kacheln" sowie das Gefühl, selbst ständig von den anderen wahrgenommen zu werden, strapaziere Beschäftigte stark.

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Um es erst gar nicht zur "Zoom Fatigue" kommen zu lassen, empfehlen die ver.di-Kolleg*innen, regelmäßig kurze Pausen während des Meetings einzulegen und zwischen zwei Videokonferenzen mindestens zehn Minuten zu pausieren. Sehr hilfreich sei zudem "eine humorvolle Moderation, die alle Teilnehmenden mit einbindet". Und die Gesamtzeit der Videokonferenzen müsse begrenzt werden. kurzelinks.de/d9it