Nach Gruner + Jahr und Axel Springer hat mit Hubert Burda Media zuletzt ein drittes großes Medienhaus Entlassungen angekündigt. Die Deutsche Welle will sich noch in diesem Jahr von bis zu 300 vorwiegend freien Mitarbeitenden trennen. Der Rundfunk Berlin-Bandenburg, kurz rbb, will 100 Stellen streichen, und auch der Hessische Rundfunk will in den nächsten Jahren Personal abbauen. Es dürften insgesamt einige tausend Journalistinnen und Redakteure betroffen sein. Der Journalismus, die vierte Gewalt in der Demokratie, blutet mit jeder Entlassungswelle weiter aus.

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Petra Welzel, Chefredakteurin der ver.di publikFoto: Jungeblodt

Das hat nur wenig damit zu tun, dass sich die verkauften Auflagen der Tageszeitungen in Deutschland in den vergangenen 20 Jahren von 27,3 Millionen Exemplaren auf 14,6 Millionen im Jahr 2022 nahezu halbiert haben und ebenso Publikumszeitschriften Leser*innen verloren haben. Und es hat auch nichts damit tun, dass dem klassischen Fernsehen die Zuschauer an Streamingdienste verloren gehen. Es hat vielmehr mit verpassten Chancen bei der Digitalisierung zu tun, ja, auch mit eingebrochenen Werbeeinnahmen, aber auch – wie im Fall des öffentlich-rechtlichen Rundfunks – mit absurd hohen Gehältern und Ruhestandsgeldern für die Führungsriegen der Sender. Auf der Strecke bleiben am Ende die Meinungsvielfalt, der Bildungsauftrag, die Information und auch die Unterhaltung im besten Sinne.

Immerhin: Laut dem Edelman Trust Barometer 2023 blieb im Jahr 2022 der Anteil der Befragten in Deutschland, der angab, den Medien als Institution zu vertrauen, unverändert. Er lag bei 47 Prozent – allerdings unter dem durchschnittlichen weltweiten Wert von 50 Prozent. In einer Welt, die immer unsicherer, mit Fake News zugemüllt wird und von einer Katastrophe in die nächste stürzt, sind das alles schlechte Nachrichten. Okay, die Demokratie wird nicht scheitern, weil der Chefkoch eingestellt wird. Aber mit jedem Qualitätsmedium, das aus dem Programm gestrichen wird, höhlt die Medienlandschaft immer mehr aus.