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Wieder einmal bringt die IG-Metall die Forderung einer 4-Tage-Woche bei vollem Lohnausgleich in die Diskussion. Doch was halten die Menschen davon? Am 24. April berichtet der stern über eine entsprechende Forsa-Umfrage, unter der eindeutigen Schlagzeile: "Mehrheit lehnt Vier-Tage-Woche ab". Demnach hielten es 55 Prozent der Befragten für "nicht sinnvoll, dass alle fürs gleiche Geld weniger arbeiten." Klare Aussage, doch Überraschung: Drei Tage später wird genau zum selben Thema eine NDR-Umfrage veröffentlicht, diesmal aber unter dem Titel: "Große Mehrheit für Vier-Tage-Woche"! Eine verkürzte Arbeitszeit bei gleicher Bezahlung könnten sich 73 Prozent für ihren Job vorstellen, in der Altersgruppe 16–29 Jahre sogar 92 Prozent. Was nun? Um die Diskrepanz zu verstehen, lohnt es sich, die Antworten genauer anzuschauen. Laut stern "warnen" die Gegner der verkürzten Arbeitswoche "vor allem davor, dass Unternehmen finanziell überfordert werden könnten, und dass die anfallende Arbeit sich nicht ohne weiteres auf weniger Arbeitsstunden verteilen lasse". Gewiss kommt es etwas merkwürdig vor, dass Befragte zu "warnen" in der Lage sind – schließlich können sie nur mit "ja", "nein" oder "weiß nicht" antworten. Sei's drum, offenbar machen sie sich Sorgen um die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen, stimmen also mit der Arbeitgeberseite überein.

Anders die NDR-Befragten. Ihre Zustimmung für die Vier-Tage-Woche begründen sie persönlich. Sie wünschen sich ausdrücklich "weniger Belastung", "mehr Freizeit", "eine bessere Gesundheit". Könnte es also sein, dass zwei Seelen, ach, in der Brust eines jeden Arbeitnehmers wohnen, die eine um die Wirtschaftslage besorgt, die andere um das eigene Wohlempfinden?

Um es zu wissen, müsste man vergleichen können, wie die jeweiligen Fragen genau formuliert worden waren. Leider geht das nicht, weil – anders als der NDR – hielt es der stern nicht für nötig, das detaillierte Protokoll seiner Umfrage zu verlinken. Für seine Auswertung müssen wir ihm also blind vertrauen. Und noch etwas unterscheidet die Contra- von der Pro-Umfrage: Die erste wurde von den meisten Leitmedien vermeldet, die andere hingegen nicht. Als ob Meinungsumfragen nur zu gebrauchen seien, wenn sie die erwünschten Ergebnisse lieferten. Aber nein, so etwas kann in einer freien Medienlandschaft nicht sein.