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Mit ver.di- und Friedensfahne auf dem AntikriegstagFoto: ver.di

"Die Welt braucht Frieden!" war das Motto der Kundgebung zum Antikriegstag am 1. September. Die Veranstalter, DGB Stuttgart und VVN/Bund der Antifaschisten, konnten etwa 300 Teilnehmer*innen begrüßen, deutlich mehr als im Vorjahr.

"Wir warnen aber eindringlich vor dem Irrglauben, immer mehr Waffen für die Ukraine würden zu einem schnelleren Ende des Krieges führen. Und wir warnen vor der einseitigen Fixierung der Debatte auf Waffenlieferungen und ein Denken in den Kategorien ,Sieg' oder ,Niederlage'", hieß es im bundesweiten Aufruf des DGB zum Antikriegstag.

Ähnlich argumentierte die DGB-Regionsgeschäftsführerin Julia Friedrich, die wie die anderen Redner*innen den Krieg Russlands gegen die Ukraine verurteilte. "Wer aber Waffenlieferungen hinnimmt oder befürwortet, muss sich im Klaren darüber sein, dass durch diese Menschen umgebracht, verwundet werden… Und klar ist auch: Waffen schaffen keinen Frieden! Wer Tote und menschliches Leid verhindern will, muss deshalb auf das schnellstmögliche Ende dieses Krieges zielen – und das darf nicht erst auf dem Schlachtfeld passieren, sondern muss am Verhandlungstisch herbeigeführt werden", so Friedrich.

Zu selbstverständlich

Sie sprach auch davon, dass viele Menschen fassungslos seien, wie schnell und wie selbstverständlich mit der viel zitierten Zeitenwende Milliardenbeträge für militärische Ausrüstung freigegeben werden, während wir gerade ein unwürdiges Ringen um die Kindergrundsicherung erlebten.

Horst Schmitthenner, ehemaliges geschäftsführendes Vorstandsmitglied der IG Metall, erinnerte an andere Kriege und bewaffnete Konflikte wie in Syrien, im Jemen, im Sudan. Er prangerte an, dass weltweit über 1,8 Billionen Euro für Rüstung und Krieg ausgegeben werden. Millionen Menschen würden unter anderem durch Kriege zur Flucht getrieben, gegen sie werden die Grenzen Europas abgeschottet, sodass jährlich Tausende auf der Flucht übers Mittelmeer ertrinken.

Er sprach auch über die soziale Spaltung in unserem Land, die dramatische Ausmaße erreicht: 45 Superreiche haben mehr Vermögen als die ärmere Hälfte der Deutschen. Diese zunehmende Spaltung in Arm und Reich, in Oben und Unten begünstige die Wahlerfolge der AfD mit ihren "aggressiven chauvinistischen Positionen", sagte Julia Friedrich, also einer Partei, die höhere Steuern für die Reichen oder eine Vermögenssteuer ablehnt, aber gleichzeitig die 100 Milliarden Euro für die Bundeswehr begrüßt.

Gudrun Greth von der VVN erinnerte an den Schwur der Häftlinge des befreiten KZ Buchenwald im Mai 1945: "Die Vernichtung des Nazismus ist unsere Losung. Der Aufbau einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit ist unser Ziel!" Dem stellte sie gegenüber, dass allein 2022 mehr als 238.000 Menschen in mehr als 100 Kriegen starben. "So kann das Handeln der kriegstreibenden und kriegsunterstützenden Regierungen nicht anders als verantwortungslos bezeichnet werden. Krieg ist niemals im Sinne eines Volkes, sondern wird immer auf dem Rücken der Völker ausgetragen. Daher kann es nur heißen: sofortiger Waffenstillstand und Friedensverhandlungen!"

Ein Sketch von jungen Kolleginnen des "Offenen Treffens gegen Krieg und Militarismus", die scharfzüngig und kapitalismuskritisch die verschleiernden Sprüche von Politiker*innen von Regierung und Opposition auseinandernahmen, fand viel Beifall.

Michael Hecht umrahmte die Veranstaltung musikalisch. Sie endete traditionell mit dem gemeinsam gesungenen "Lied von den Moorsoldaten" und der Kranzniederlegung am Mahnmal für die Opfer der Nazidiktatur.