Ausgabe 07/2023
Privatisierung gefährdet Existenz
Die Dresdner Initiative "Mietenwahnsinn stoppen!" sammelt Unterschriften für eine E-Petition an den Stadtrat. Das Ziel: Die Stadt Dresden soll sämtliche Wohnungen des Immobilienkonzerns Vonovia zurückkaufen, um diese langfristig wieder im kommunalen Bestand zu sichern. Die Gelegenheit wäre günstig, denn derzeit verkauft das Wohnungsunternehmen im großen Stil Wohnungen, um so Schulden zu reduzieren – alleine in Dresden sind es 6.000 Wohnungen. Oberbürgermeister Dirk Hilbert, FDP, verhandelt bereits mit dem Vonovia-Konzern, um wenigstens die Hälfte davon zu kaufen.
Mit Hilfe der Petition "Vonovia aufkaufen – Für mehr städtisches Wohneigentum!" soll nun erreicht werden, den gesamten Bestand zu erwerben und in die öffentliche Hand zurückzuführen. Das wäre auch dringend nötig, denn seit die Stadt Dresden 2006 fast alle kommunalen Wohnungen verkauft hat, besitzt sie nur noch etwa ein Prozent des gesamten vorhandenen Wohnungsbestands. Damit fehlt ihr aber jegliche Gestaltungsmöglichkeit. Günstige Wohnungen werden immer knapper. Nicht allen Anspruchsberechtigten kann auch eine begünstigte Wohnung gestellt werden. Die zuletzt gestiegene Inflation hat Menschen mit niedrigem Einkommen weiter unter Druck gesetzt und beispielsweise die Zahl der Wohngeldberechtigten in Dresden fast verdoppelt.
Ein Problem, das bundesweit grassiert und mittlerweile längst nicht mehr nur Menschen mit geringem Einkommen betrifft. Die Mieten steigen, bezahlbarer Wohnraum schmilzt in den großen Städten dahin, was die Suche nach einer neuen Wohnung inzwischen zu einem Kraftakt werden lässt. Allein in Dresden sind die durchschnittlichen Mieten in den vergangenen 20 Jahren von 4,75 Euro auf satte 7,10 Euro gestiegen. Das hat eine repräsentative Umfrage auf der städtischen Seite dresden.de ergeben. Dem kommunalen Statistikamt zufolge sind die Mieten in den vergangenen zwei Jahren sogar um rund 5,8 Prozent gestiegen. Ebenso die kalten Betriebskosten und Heizkosten: Diese stiegen seit dem Jahr 2021 um etwa zehn Prozent – das ist die höchste Steigerung seit 20 Jahren. Und das bei einem insgesamt gleichbleibend niedrigen Lohnniveau in Sachsen.
Kein Wunder, dass in Dresden rund 10.000 bis 23.000 Sozialwohnungen fehlen. Die Folge: Viele Menschen in Sachsen – ob nun mit Job oder ohne – sind zunehmend zu arm zum Wohnen!