Ausgabe 04/2024
ver.di lohnt sich
Zeichen der Stärke
Handel – Nach über einem Jahr kräftezehrender Verhandlungen und Streiks ist es ver.di gelungen, in Bayern auch im Groß- und Außenhandel einen ersten Abschluss zu erzielen. Zuvor hatte es erste Einigungen im Einzelhandel in Baden-Württemberg, Bayern, Bremen, Hamburg, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein gegeben. "Es ist ein Zeichen der Stärke und der Solidarität der Gewerkschaft und ihrer Mitglieder, dass wir gemeinsam für faire Arbeitsbedingungen kämpfen und diese am Ende auch durchsetzen können", sagte Sabine Gatz, ver.di-Verhandlungsführerin Niedersachsen und Bremen.
Gleiche Bedingungen
IT-Dienstleister Finanz Informatik – Drei Jahre haben die Tarifverhandlungen zwischen der ver.di und den Arbeitgebern der Finanz Informatik GmbH & Co KG gedauert, dem wichtigsten IT-Dienstleister der Sparkassen. Dieser hatte an den drei Standorten in Münster, Hannover und Frankfurt sehr unterschiedliche Arbeitsbedingungen. Herausgekommen ist ein Rahmenhaustarifvertrag, der von den drei ver.di-Landesbezirken in Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Hessen unterzeichnet wurde und der endlich die gleichen Arbeitsbedingungen für alle Häuser gewährleistet. Damit gilt jetzt die 38-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich für alle. Es werden fünf zusätzliche freie Tage ermöglicht. Und die Gehälter werden an den Tarifvertrag für die Sparkassenbeschäftigten im öffentlichen Dienst gekoppelt. Weitere Eckpunkte: ein Lebensarbeitszeitkonto, ver.di-Mitgliedervorteil von 400 Euro im Jahr, bis zu 60 Prozent mobile Arbeit, Deutschlandticket, Zuschuss bei nicht schulpflichtigen Kindern und flexible Teilzeitmöglichkeiten.
Mehr Entgelt erkämpft
Telekom – ver.di hat sich in der vierten Verhandlungsrunde mit den Arbeitgebern geeinigt. Demnach erhalten die Tarifbeschäftigten im Juli 2024 eine steuer- und abgabenfreie Inflationsausgleichsprämie in Höhe von 1.550 Euro (Teilzeitkräfte anteilig). Zum 1. Oktober 2024 werden ihre Entgelte um 6 Prozent erhöht, und zum 1. August 2025 erhalten sie ein weiteres Lohnplus von 190 Euro monatlich (Teilzeitkräfte anteilig). Auszubildende und dual Studierende bekommen im Juli 2024 eine steuer- und abgabenfreie Inflationsausgleichsprämie in Höhe von 775 Euro. Zum 1. Oktober 2024 werden ihre Vergütungen um 95 Euro pro Monat erhöht, und zum 1. August 2025 erfolgt eine Erhöhung von 6 Prozent. Die Laufzeit des Tarifvertrags beträgt 24 Monate bis zum 31. März 2026. Ein weiterer wichtiger Baustein: Betriebsbedingte Kündigungen sind bis zum 31. Dezember 2026 ausgeschlossen.
Einkommen und Aufstieg
dpa – ver.di und der Deutsche Journalistenverband (DJV) haben bei den Tarifverhandlungen mit der Deutschen Presse Agentur (dpa) und den dpa-Tochterunternehmen im Newsroom der Nachrichtenagentur eine Tarifeinigung erzielt. Diese sieht in mehreren Elementen Einkommensverbesserungen bei einer Laufzeit bis Ende 2025 vor. Die Gehälter steigen ab November 2024 um 5 Prozent und um weitere 2,5 Prozent ab April 2025. Dazu kommt eine Inflationsausgleichszahlung in zwei Schritten in Höhe von insgesamt 2.000 Euro. Außerdem erhalten junge Redakteur*innen eine Anrechnung ihres frühestens ab 2018 begonnen Volontariats bei der dpa mit einem um ein Jahr schnelleren Aufstieg in der Berufsjahresstaffel des Gehaltstarifvertrages.
Insgesamt 7,8 Prozent
Druckindustrie – ver.di und der Bundesverband Druck und Medien haben sich nach intensiven Verhandlungen auf ein Ergebnis für die Beschäftigten der Druckindustrie geeinigt. Es bedeutet eine Erhöhung der Löhne und Gehälter zum 1. Juli 2024 um 3,9 Prozent, zum 1. Juli 2025 um weitere 2 Prozent und zum 1. März 2026 um weitere 1,9 Prozent. Die Ausbildungsvergütungen sollen überproportional in zwei Schritten um jeweils 6 Prozent steigen. In den kommenden Wochen wird in den Streik- und Aktionsbetrieben das Ergebnis diskutiert und die ver.di-Mitglieder werden dazu befragt. Danach entscheidet die Tarifkommission am 19. Juli endgültig.
10 Prozent mehr
Niedersachsen – ver.di hat sich mit den Arbeitgebern der Speditions- und Logistikbranche in Niedersachsen geeinigt: Demnach erhalten die Beschäftigten ab dem 1. Mai 2024 eine Entgelterhöhung um 6,2 Prozent und ab dem 1. Dezember 2024 weitere 3,8 Prozent obendrauf. Der Tarifvertrag hat eine Laufzeit bis zum 30. September 2025. Die Ausbildungsvergütungen werden ab 1. Mai 2024 um 10 Prozent angehoben.
Starkes Ergebnis
Nordrhein-Westfalen – ver.di und die Arbeitgeberverbände VSL NRW, VVWL sowie der Verband für das Verkehrs- und Transportgewerbe im Bergischen Land haben sich auf ein Tarifergebnis geeinigt. Es umfasst: Zum 1. Oktober 2024 eine Entgelterhöhung von 5,7 Prozent, zum 1. Oktober 2025 um weitere 4,3 Prozent, mindestens aber 120 Euro, sowie zum 1. Oktober 2026 weitere 4 Prozent und erneut mindestens 120 Euro. Laufzeit bis 28. Februar 2027. Hinzu kommen weitere Verbesserungen wie die Einführung eines 14. Gehalts in mehreren Stufen, Verbesserung der Urlaubstage, Erhöhung von Zulagen, Erhöhung von Lohn-/Gehalt sowie Urlaubsgeld für Auszubildende. Von der Tarifrunde profitieren auch Beschäftigte von Hermes, Offergeld, trans-o-flex, DPD, UPS, Schenker Deutschland, FedEx, Kühne und Nagel, Bönders Spedition und Talke Emmerich.
Bestes Ergebnis
Baden-Württemberg – ver.di hat für die Speditions- und Logistikbranche in Baden-Württemberg (ohne Tarifbezirk Südbaden) ein Tarifergebnis erzielt. Im Gesamtvolumen ist es das beste in der Branche seit über 20 Jahren. Ein Beschäftigter in der Lohngruppe 3 hat mit dem Abschluss nach drei Beschäftigungsjahren eine Einkommenssteigerung im Gesamtvolumen von rund 12 Prozent. Das Ergebnis umfasst eine rückwirkende Erhöhung der Tarifentgelte zum 1. April 2024 um einen Festbetrag von 210 Euro, die weitere Erhöhung der Tarifentgelte zum 1. April 2025 um 3 Prozent, die Erhöhung der Ausbildungsvergütung ab dem 1. September 2024 um 50 Euro und ab dem 1. September 2025 um weitere 50 Euro sowie weitere Verbesserungen.
Großer Erfolg
Bayern – Der reformierte Manteltarifvertrag für die Beschäftigten des Groß- und Außenhandels (GAH) in Bayern wurde für allgemeinverbindlich erklärt. Gemeinsam hatten dazu der ver.di-Fachbereich Handel in Bayern und der Landesverband Bayern Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen für die Arbeitgeberseite den entsprechenden Antrag gestellt, über den dann der Tarifausschuss im Landesarbeitsministerium beraten hat und schließlich den GAH-Manteltarifvertrag für allgemeinverbindlich erklärt hat. Damit sei für eine der größten Branchen die Allgemeinverbindlichkeit eines Tarifvertrags erreicht worden, sagte Thomas Gürlebeck, bei ver.di Bayern für den GAH zuständig.
Sie wollen den TVöD
Wicker-Kliniken – Ende Mai sind die Beschäftigten der Wicker-Kliniken in einen fünftägigen Warnstreik getreten. ver.di will für sie Tarifverhandlungen aufnehmen mit dem Ziel, den Tarifvertrag für den Öffentlichen Dienst anzuwenden. Viele Berufsgruppen liegen beim Entgelt bis zu 30 Prozent niedriger als im Flächentarifvertrag. Die Geschäftsführung weigert sich bisher, mit ver.di zu verhandeln und wollte auch keine Notdienstvereinbarung abschließen.