Landesjugend diskutiert politische Aktionen und fordert personelle Ausstattung

Daran könnte man sich glatt gewöhnen: Cocktail-Empfang für die 30 Delegierten der hessischen ver.di-Jugend Ende Januar im idyllischen Gladenbach bei Marburg. Sie sind 23 Jahre jung und in den Geschlechtern und den Berufen gut gemischt - statistisch betrachtet.

Jugend: Diskussionsfreudig und gegen Flickschusterei

Dennoch wollte die Konferenz anfangs nicht so recht in Schwung kommen. Bis zum Mittag hatte man sich aber kennen gelernt und die unvermeidlichen Formalia einer solchen Konferenz erledigt. Dann ging es in Work-shops weiter zu den brisanten Themen Bildungspolitik, Ausbildungsmarkt, Antidiskriminierung, Grundeinkommen und G-8-Gipfel 2007.

Selbstverständlich war der solidarische Protest gegen die Einführung von Studiengebühren (man kann sich der Verfassungsklage immer noch anschließen!). Um einen vorhersehbaren Verdrängungswettbewerb in andere Zweige der Ausbildung zu verhindern, fordert die ver.di-Jugend ein durchlässiges Bildungssystem von der Vorschule bis zum Hochschulabschluss - mit der Möglichkeit, leichter zwischen den verschiedenen Formen wechseln zu können. Gebühren - im Fachjargon harmloser: Beiträge - erschweren dies und verschärfen die Konkurrenz. Dem Unwesen der Billigpraktika als Testlauf für Berufsanfänger setzten die Delegierten die Forderung nach Bezahlung und zeitlicher Begrenzung auf drei Monate entgegen. Ansonsten handelt es sich eben um ein reguläres Arbeitsverhältnis.

Ein bedingungsloses Grundeinkommen diskutiert

Für die Ausbildungsberufe Verwaltungsfachangestellte und solche für Bürokommunikation forderten die Nordhessen eine Vereinheitlichung. Die Südhessen verlangen eine unbefristete Übernahme im Sozial- und Erziehungsdienst. ver.di Hessen insgesamt wird von den jungen Leuten beauftragt, eine intensive Diskussion über "bedingungsloses Grundeinkommen" zu führen, und zwar ab Herbst 2007.

"Ein volles Programm mit vielen weiteren Themen wie Mindestlohn, Ausbildungsplätze oder internationale Kontakte", fasst Pascal Röckert, der frisch gewählte Vorsitzende, zusammen. "Ganz oben auf unserer Wunschliste steht aber, dass endlich Jugendbildungsreferenten und -referentinnen (wir nennen sie kurz JuBiRefs) unbefristet eingestellt werden, damit wir von dieser Flickschusterei wegkommen. Alle zwei Jahre neue Gesichter, neue Einarbeitung - das kompliziert die Arbeit ungemein." Auch für die Bezirke könnte die hauptamtliche Unterstützung ausgebaut werden, findet die Konferenz. Die gegenwärtige Ausstattung erachtet der gewerkschaftliche Nachwuchs als "völlig unzureichend". Wie drängend die Probleme empfunden werden, zeigt die Vielzahl der Anträge hierzu.

Wegen Diskussionsfreudigkeit zu den Anträgen mussten workshops, die sich mit organisationspolitischen Themen befassten, verschoben werden. Diese stehen nun auf der Agenda des neuen Landesjugendausschusses. Bei den Wahlen gab es überraschte Gesichter, als eine Kandidatin nicht die erforderliche Stimmenzahl erhielt. Bleibt noch zu erwähnen, dass das Kulturprogramm eine Ausstellung "Markt der Gremien" bot, ebenso eine Bildpräsentation des "SommerCamp06" und am Abend einen "Kessel Buntes" mit Karaoke, Abtanzen und :-)