Ausgabe 04/2007
Bärbel Höhn
Wie sieht Arbeit aus, die Sie zufrieden macht?
Wenn ich etwas bewegen kann. Neulich schob mir eine Mitreisende im Zug einen Zettel zu. Darauf stand: Vielen Dank für das, was sie für den Ökolandbau erreicht haben.
Was war Ihr Traumberuf?
Also Lokomotivführerin oder Olympiasiegerin wollte ich nicht werden. Mich haben immer die Menschen und die Natur interessiert, das kann ich heute gut verbinden.
Und was haben Sie in Ihrem Leben noch vor?
Ich lasse die Sachen gerne auf mich zu kommen. Vieles kann und will ich einfach nicht planen.
Macht Geld Sie glücklich?
Eine beruhigende Auswirkung des Geldes will ich nicht ausschließen. Ein freier Tag mit meinem Mann oder meinem Enkel bewegen mich aber mehr.
Wofür geben Sie gerne Geld aus?
Momentan "stecken" wir unser Geld in die Zukunft unserer Kinder. Sie können es jetzt gut gebrauchen, weil sie selber Familien gründen und Kinder bekommen.
Was könnte eine Gewerkschaft für Sie tun?
Gewerkschaften sind wichtig, damit die Mitarbeiter den Arbeitgebern auf Augenhöhe begegnen. Auch Betriebsräte in großen und einzelne Mitarbeiter in kleinen Betrieben brauchen die Unterstützung einer starken Gewerkschaft. Im Übrigen würde ich mir wünschen, dass sie ordentlich Druck für einen gerechten Mindestlohn machen. Mensch muss von einer Vollzeitstelle leben können.
Wo hört Ihre Solidarität auf?
Wenn sich ältere Herren in der Schlange an der Kasse vordrängeln!
Was fangen Sie mit unerwarteten 15 Minuten Freizeit an?
Ich beobachte gerne die Vögel in unserem Garten, und manchmal löse ich ein Sudoku-Rätsel
Ist Arbeit Ihr halbes Leben?
Zeitmäßig erheblich mehr als die Hälfte. Aber das Schöne an meinem Beruf ist, dass er zwar anstrengend ist, aber so spannend und interessant, dass ich ihn nicht als Belastung empfinde.
Wie sieht die andere Hälfte aus?
Am Wochenende kommen oft meine Söhne mit ihren Familien oder ihrer Freundin vorbei. Im Mai werden mein Mann und ich zum zweiten Mal Großeltern. Ein kleines Kind aufwachsen zu sehen, ist etwas ganz Besonderes.
Bärbel Höhn
Die Mathematikerin (54), politisiert durch die Proteste gegen die Atomenergie, zog 1990 für die Grünen in den Landtag von Nordrhein-Westfalen, wurde Fraktionssprecherin, dann Umwelt- und Landwirtschaftsministerin des Landes. Die heutige Bundestagsabgeordnete steht für ein engagiertes Eintreten für einen vorsorgenden Verbraucherschutz, Stichwort BSE, für die Förderung von erneuerbaren Energien und der ökologischen Landwirtschaft. FOTO: VISUM