Anna Oppermann - Übergangsräume

Ihre Rauminstallationen tragen Titel wie "Paradoxe Intentionen" oder "Anders sein". Zeit ihres Lebens, das nur von 1940 bis 1993 währte, verarbeitete Anna Oppermann das Widersprüchliche menschlicher Beziehungen in raumgreifenden Arrangements. Alltagsobjekte, Bilder, Fotografien, Texte und Zitate fügte sie zu immer neuen begehbaren Räumen zusammen, die bei genauer Betrachtung die Konflikte und Sonderbarkeiten im Miteinander offen-legen. Der Württembergische Kunstverein Stuttgart zeigt jetzt die weltweit erste umfassende Einzelausstellung der Künstlerin. Mit ihren Ensembles entwickelte sie bereits in den 70er Jahren eine künstlerische Sprache, mit der in den letzten zehn Jahren ein Künstler wie Jonathan Meese zum Ausstellungsliebling aufstieg. Mit der Raumskulptur "Anders sein" bewältigte Anna Oppermann zu Beginn ihres Schaffens 1970 ihre Angst, eine Außenseiterin zu sein. Kurz vor ihrem Tod entstanden die "Paradoxen Intentionen", ein Spiel mit dem schönen Schein. Sie hatte sich und die Menschen zu durchschauen gelernt.PEWE

WÜRTTEMBERGISCHER KUNSTVEREIN STUTTGART, SCHLOSSPLATZ 2, BIS 12. AUGUST, DI/DO-SO 11-18 UHR, MI 11-20 UHR


Made in Germany

Viele Wege zur 12. documenta, einer der wichtigsten internationalen Kunstschauen in Kassel, führen über Hannover. Mit dem Zug ist es nur ein ICE-Sprung, um von dort nach hier zu kommen. Das müssen sich auch die Ausstellungsmacher des Sprengel Museums, des Kunstvereins Hannover und der Kestnergesellschaft überlegt haben. Die drei renommiertesten Ausstellungsorte der niedersächsischen Landeshauptstadt sind nämlich über die Sommermonate parallel zur documenta attraktiv bestückt mit 52 Positionen zeitgenössischer Kunst. Die meisten der 52 deutschen und internationalen Künstler/innen, die allesamt ihren Lebens- und Arbeitsmittelpunkt in Deutschland haben, dürften den wenigsten Kunstinteressierten bekannt sein. Aber genau darin liegt der Reiz von Made in Germany. Es wird nicht Altbekanntes in der zigsten Wiederholung gezeigt, sondern 52 Arbeiten, die oftmals in ihrer Vielschichtigkeit Lust auf mehr Kunst wecken. Bis Kassel ist es ja dann nicht weit.PEWE

SPRENGEL MUSEUM, KURT-SCHWITTERS-PLATZ, DI 10-20 UHR, MI-SO 10-18 UHR; KUNSTVEREIN HANNOVER, SOPHIENSTR. 2, DI-SA 12-19 UHR, SO 11-19 UHR; KESTNERGESELLSCHAFT, GOSERIEDE 11, DI-SO 10- 19 UHR, DO BIS 21 UHR, BIS 26. AUGUST


Heimat und Exil - Emigration der deutschen Juden nach 1933

Hunderttausendfaches Leid in tausendfachen Dokumenten - das Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland in Bonn und das Jüdische Museum Berlin erzählen in ihrer gemeinsamen Ausstellung erstmals die Geschichten von 280000 deutschen Juden und ihrer Emigration in über 100 Länder. Die Dokumente zeichnen eindringlich individuelle Schicksale von Verfolgung und Flucht, die Aufnahme in einem fremden Land und die Schwierigkeiten, dort zu existieren, nach. "Alte Bäume verpflanzt man nicht", heißt es im Deutschen, und so wird vor allem deutlich, dass es insbesondere die älteren Menschen unter den Geflüchteten sind, denen es schwer gefallen ist, sich in einer anderen Kultur und fremden Umge-bung zurechtzufinden. Sie haben wohl überlebt, aber ihre Heimat verloren und keine neue gefunden. Ihre Kinder indes schon: Als Lotte und Heino Dorner Silberhochzeit feiern, schenken ihnen ihre bereits in England geborenen Kinder ein Album mit Fotos aus 25 Jahren Exil und nennen es "Happy Families".PEWE

HAUS DER GESCHICHTE, WILLY-BRANDT-ALLEE 14, BONN, BIS 7. OKTOBER, DI-SO 9-19 UHR, DANACH: JÜDISCHES MUSEUM BERLIN 28. SEPTEMBER 2006 BIS 9. APRIL 2007