ver.di macht sich stark gegen den Missbrauch von Leiharbeitern

Rund 650000 Beschäftigte arbeiten derzeit in der Leiharbeitsbranche. Vor zehn Jahren waren es noch 200000. In der Zwischenzeit hatte die damals amtierende rot-grüne Bundesregierung das Arbeitnehmerüberlassungsgesetz geändert: Die zeitliche Befristung der Überlassungsdauer auf höchstens zwei Jahre wurde aufgehoben. Der im Gegenzug verankerte Anspruch auf gleiche Bezahlung und Arbeitsbedingungen wie die Stammbelegschaft kann durch abweichende Regelungen in Tarifverträgen mit Zeitarbeitsfirmen unterlaufen werden. Das nutzen Arbeitgeber aus, um über Jahre erstrittene Branchentarifverträge zu umgehen.

Beim ver.di-Bundeskongress wurde kontrovers diskutiert, ob die Gewerkschaft bestehende Tarifverträge kündigen soll. Das wurde abgelehnt. Einig waren sich die Delegierten jedoch darin, gemeinsam für bessere Tarifverträge in Leiharbeitsfirmen einzutreten, für gleiche Bezahlung und gleiche Bedingungen wie die Stamm- belegschaft ab dem ersten Tag.

"Wir sind nicht gegen Leiharbeit. Das Instrument sollte aber auf die eigentliche Funktion begrenzt werden: Das Abdecken von unerwarteten Produktions-Spitzen", betont der ver.di-Vorsitzende Frank Bsirske. Die Realität ist derzeit noch eine andere: Unternehmen gründen eigene Leiharbeitsfirmen und stellen dort ihre eigenen Beschäftigten zu schlechteren Bedingungen ein. Oder sie kaufen Leiharbeiter en gros ein. Leiharbeit macht immer mehr Qualifizierte zu Billigkräften. Sie werden als Helfer eingestellt, aber als Facharbeiter eingesetzt, in immer mehr Branchen. Da hält ver.di verstärkt gegen - in Betrieben, bei Tarifverhandlungen und auf politischer Ebene.HLA

Brennpunkt: "Gern gesehen – weil unterbezahlt"

Kontroverse: "Pro & Contra"