Rentner wollen mehr als Klopapierrolle

Die ver.di-Senioren machen mobil für höhere Bezüge und möchten damit auch was für die Jüngeren tun

München | "Diese Rentenerhöhung hat den Gegenwert einer Rolle Klopapier", urteilt Werner Palußek von den ver.di-Senioren. Offiziell sind die Bezüge in diesem Jahr um 0,54 Prozent gestiegen. Bedenkt man allerdings die Steigerungen der Lebenshaltungskosten in den vergangenen Jahren, ist die Rechnung mit der Rolle Klopapier sogar noch zu optimistisch. Pflegeversicherung, Zahnersatz, Pflegeleistungen und Medikamente kosten mehr, die Mehrwertsteuer wurde auf 19 Prozent angehoben und auch Mieten, Energie und nicht zuletzt Nahrungsmittel wurden teurer. Dem standen jahrelange Nullrunden bei den Renten gegenüber. Dennoch hält Arbeits- minister Franz Müntefering die "Rentenerhöhung für angemessen".

Der Sozialverband VdK geht von einer durchschnittlichen Rente von 1000 Euro brutto plus 300 Euro Betriebsrente aus. Das bedeutet jedoch, dass viele Senioren mit weit weniger Geld auskommen müssen. Die ver.di-Aktivistin Brigitte Dinev ist dafür ein Beispiel. 35 Jahre hat sie als Dekorateurin, Verwaltungsangestellte und Verkäuferin gearbeitet. Heute bekommt sie 825 Euro Rente. Ihr aus Gesundheitsgründen frühverrenteter Mann erhält 500 Euro. Die Miete kostet 600 Euro. Abzüglich aller Kosten und der Monatskarte für den Nahverkehr bleiben beiden 60 Euro für Kleidung und Extras.

"Speziell Frauen sind stark betroffen von der negativen Rentenentwicklung, weil sie meist die niedrigeren Renten beziehen", sagt Palußek. Im August organisierten die ver.di-Senioren einen Stand in der Münchner Innenstadt, beim Streetlife-Festival fand die nächste Aktion statt. Ständig sammeln sie Unterschriften für eine angemessene Rentenerhöhung. Die Reaktionen sind gut, weitere Aktivitäten in Planung.

Einen Generationenkonflikt soll das Ganze auf keinen Fall darstellen - im Gegenteil. Die Rentner betrachten ihre Initiativen auch als Verantwortung für die Jungen, die mit und ohne Riester- und Rüruprenten alt werden. "In ein paar Jahren haben die zukünftigen Alten sonst dasselbe Problem wie wir", so Palußek.ERNST EDHOFER