Ausgabe 12/2007
Schreckgespenst Inflation
Sabine Reiner ist Referentin für Wirtschaftspolitik beim ver.di-Bundesvorstand
Plus drei Prozent! Das war der Preisschub im November im Vergleich zum Vorjahr. Überrascht waren von dieser Meldung aber die wenigsten Menschen. Denn sie spüren es in ihren Geldbeuteln. Viele können sich für ihr Geld immer weniger kaufen.
Erwerbslose und Rentner/innen können ein Lied davon singen - ihre Einkommen sind nur um wenige Euro gestiegen. Ebenso geht es vielen Beschäftigten. Und bei denen, die wieder bessere Tarifabschlüsse erstreiten konnten, frisst die Inflation die paar Euro mehr in der Tasche wieder auf. Extrem stark war der Preisanstieg bei Nahrungsmitteln und beim Öl. Also ausgerechnet bei den Gütern, die wir alle am dringendsten brauchen. Heizöl ist innerhalb nur eines Monats um über zehn Prozent teurer geworden, über das Jahr betrachtet sogar um über 25 Prozent.
Der Aufschwung kommt nicht bei den Menschen an - auch wenn die Kanzlerin das behauptet. Und die ohnehin zu schwache Inlandsnachfrage kommt nicht vom Fleck. Um so wichtiger wird es in der Tarifrunde 2008, vor allem im öffentlichen Dienst, für deutliche Einkommenserhöhungen zu kämpfen.
"Mit zu hohen Lohnabschlüssen wird nur die Inflation angeheizt", so die Mahner von interessierter Seite. Das Argument zieht aber nicht. Die Preissteigerungen sind zum Großteil durch Sondereffekte entstanden. Allein die Erhöhung der Mehrwertsteuer schlägt mit über einem Prozentpunkt zu Buch. Der Preis für Heizöl ist so hoch, weil auf dem Weltmarkt die Rohölpreise gestiegen sind. Milch ist um über zehn und Butter sogar um 30 Prozent teurer als vor einem Jahr - weil die Nachfrage weltweit gestiegen ist. Lohnkosten in Deutschland spielen da keine Rolle.
Im Gegenteil: Aufgrund zu geringer Lohnsteigerungen sind die Lohnstückkosten in den letzten Jahren erheblich gesunken. So konnten sich die Unternehmer immer mehr in die eigenen Taschen stecken. Damit muss endlich Schluss sein! Es ist viel Luft für höhere Löhne.