Gerd Herzberg ist Mitglied im ver.di-Bundesvorstand

ver.di PUBLIK | Was steht alles auf ver.dis Einkaufszettel und wie viel kostet das?

Herzberg | Wir brauchen vieles, vom Flugticket bis zum Kugelschreiber, von der Saalmiete für Kongresse bis zum PC. Wir kaufen jährlich für 150 Millionen Euro in Bereichen ein, in denen man flexibel reagieren kann.

ver.di PUBLIK | ver.di fordert, dass die öffentliche Hand sozial- und umweltverantwortlich beschafft. Hält sich ver.di selbst daran?

Herzberg | Wir haben eiserne Grundsätze: Bei allen Vertragsabschlüssen mit Externen machen wir zur Bedingung, dass die Firmen tarifgebunden sind und Tarifgehälter zahlen, Betriebsräte haben und das Arbeitsrecht beachten. Und wir haben ethische Grundsätze. Wir achten darauf, dass in jedem Fall Kinderarbeit ausgeschlossen ist, kaufen zum Beispiel Papier aus nachhaltiger Produktion und beziehen Strom von einem Ökostromanbieter.

ver.di PUBLIK | ver.di verteilt als Werbung kleine Stoffpinguine aus China. In China gibt es aber keine freien Gewerkschaften.

Herzberg | Wir kaufen nicht selbst in China ein, sondern haben dafür einen Vertragspartner in Frankfurt. Der muss uns die Bedingungen garantieren.

ver.di PUBLIK | Aber die Kampagne für saubere Kleidung, bei der ver.di Mitglied ist, fordert auf jeden Fall externe Kontrolle.

Herzberg | Wo es möglich ist, versuchen wir Gegenkontrollen zu machen. Aber gerade in China ist so etwas sehr schwierig. Deshalb haben wir uns zum Beispiel bei den Rollkoffern für die Delegierten beim Bundeskongress erkundigt, wer mit der chinesischen Firma noch zusammenarbeitet. Das waren mehrere renommierte Firmen, die selbst auch auf diese Grundsätze achten. Und wir haben selbst noch einmal intensiv nachgehakt.

ver.di PUBLIK | Laut Bundeskongress-Beschluss müssen in vier Jahren mindestens 50 Prozent der Produkte, die es als faire Angebote gibt, entsprechend eingekauft werden. Was passiert jetzt konkret?

Herzberg | Bei Produkten, bei denen es diese Möglichkeit schon gibt, prüfen wir das bereits. Das alles ist nicht ganz einfach, denn es gibt Zielkonflikte. Schließlich sind faire Produkte teurer - und das müssen wir im Haushalt einplanen. Aber wir bündeln zurzeit auch ver.dis gesamten Einkauf. Dadurch werden wir zu einer ganz anderen Einkaufsmacht und können andere Preise und Bedingungen heraushandeln. Bei der Wahl der Vertragspartner werden wir den Bundeskongressbeschluss zum elementaren Vertragsbestandteil machen.

ver.di PUBLIK | Vor kurzem wurde im ver.di-Intranet angekündigt, dass es nun in der Kantine der Bundeszentrale fairen Kaffee gibt. Aber Jakobs "Nachhaltige Entwicklung" hat nicht einmal ein Transfair-Siegel.

Herzberg | Die Kantine wird von einem Caterer betrieben, mit dem wir einen Vertrag haben. Der bezieht sich nicht auf die Produkte, die dort angeboten werden. Aber wir versuchen, über einen Kantinenausschuss unseren Einfluss geltend zu machen.