Laut Bundesagentur ist jede zweite neue Beschäftigungein Leiharbeitsjob. Zahlen aus Niedersachsen bestätigen diesen Trend

Hannover | Mittlerweile gibt es bundesweit 800000 Beschäftigte in Leiharbeit, was eine Verdoppelung in den letzten zwei Jahren bedeutet. Dabei ist rund ein Drittel der Leiharbeiter/innen im Dienstleistungsbereich tätig. Nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit ist sogar jede zweite neue Beschäftigung ein Leiharbeitsjob. Leiharbeitnehmer erhalten laut Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung 30 Prozent weniger Lohn und drücken somit das Tarifniveau nach unten.

Der Leiter des ver.di-Landesbezirks Niedersachsen-Bremen, Siegfried Sauer, kündigte angesichts der neuen Zahlen eine Initiative gegenüber der niedersächsischen Landesregierung und dem Bremer Senat an, um das Arbeitnehmerüberlassungsgesetz zu ändern. "Die Leiharbeit muss zeitlich begrenzt werden. Es muss sichergestellt sein, dass Leiharbeit nicht reguläre Arbeitsverhältnisse ersetzt, und für die Leiharbeiter müssen die üblichen tariflichen Bedingungen gelten. Wir wollen gleichen Lohn für gleiche Arbeit."

Der DGB-Arbeitsmarktexperte Ulrich Gransee weist darauf hin, dass zurzeit in Niedersachsen und Bremen rund 78000 Leiharbeitnehmer/innen beschäftigt sind. Die Zahl der Verleihbetriebe hat sich von 1995 bis 2006 auf insgesamt 2090 mehr als verdoppelt. Die Zahl der Leiharbeitnehmer hat sich in diesem Vergleichszeitraum verdreifacht. Jeder achte Leiharbeitnehmer erhält wegen seines geringen Einkommens als sogenannter "Aufstocker" Arbeitslosengeld II, in Niedersachsen und Bremen sind aktuell über 9000 Personen betroffen.

Laut ver.di ist rund ein Drittel der Leiharbeiter inzwischen im Dienstleistungsbereich beschäftigt. Tätigkeiten der Leiharbeiter: 23164 arbeiten als Hilfsarbeiter, 4041 sind in Verwaltung, Büro und Organisationsberufen beschäftigt, 3965 in übrigen Dienst- leistungsberufen wie Kaufleute, Verkehrsberufe, Wachberufe, sozialpflegerische Berufe, Lager- und Transportarbeiter. 1776 sind in Reinigungs- und Hauswirtschaftsberufen oder als Hostessen tätig.

Für fast 40 Prozent der Beschäftigten beträgt die Dauer des Arbeitsverhältnisses bereits drei Monate und mehr. Nur rund 15 Prozent finden im Jahresverlauf einen Übergang in reguläre Beschäftigung in einem aktuellen oder früheren Einsatzbetrieb. Der verstärkte Einsatz von Leiharbeitern verdrängt nicht nur Stammbelegschaften immer mehr, sondern übt auch Druck auf deren Lohnniveau aus. Das Tarifniveau soll durch die Konkurrenz "kostengünstiger" Leiharbeiter abgesenkt werden. Sogar in hoch qualifizierten Berufen, wie zum Beispiel dem des Zeitungsredakteurs, werden Beschäftigte zunehmend als Leiharbeiter eingesetzt. Auf diese Weise werden Belegschaften gespalten und ihre Kampfkraft empfindlich geschwächt. Auch die gewerkschaftliche Interessenvertretung in Betrieben wird erheblich schwieriger. Den Arbeitgebern gelingt es außerdem, das Kündigungsschutzgesetz zu umgehen.