Alpha-Mädchen, Beta-Geld

Noch immer erhalten Frauen nicht den gleichen Lohn wie Männer

Die gute Nachricht: Immer mehr Frauen gehen laut DGB einer Erwerbstätigkeit nach. Beim zweiten Blick ist "Schluss mit lustig": Zwar verabschieden die Frauen sich so aus der Abhängigkeit von (ihren) Männern, zwar schultern sie weiterhin den Bärenanteil der Familien-, Fürsorge- und Hausarbeiten, obendrein sollen sie sich aber mit deutlich weniger Geld für gleichwertige Arbeit zufrieden geben. Die Statistiken - ermittelt von der Hans-Böckler-Stiftung - liegen seit 2007 unwidersprochen auf dem Tisch: Europaweit tragen Frauen in Deutschland die Schlusslaterne. Von gleicher Bezahlung für gleichwertige Arbeit können sie 50 Jahre nach Inkrafttreten des Gleichberechtigungsgesetzes nur träumen: Sie erhalten durchschnittlich 22 Prozent weniger Geld als männliche Kollegen in vergleichbaren Positionen. Und das obwohl sie oft deutlich besser qualifiziert sind. Letzteres betrifft vor allem jüngere Frauen, die wegen ihrer guten Ausbildung neudeutsch gern als Alpha-Mädchen bezeichnet werden.

Jetzt soll alles anders werden. Der DGB, ver.di, der Deutsche Frauenrat und Berufsorganisationen wie "Business Professional Women Deutschland", der Deutsche Journalistinnenbund, der Verband der medizinischen Fachberufe und der deutsche Akademikerinnenbund haben zum 8.März, dem Internationalen Frauentag, eine gemeinsame Kampagne gestartet, die nach US-amerikanischem Vorbild am 15. April zum ersten Mal in Deutschland im Aktionstag für "Equal Pay" - gleiche Bezahlung - gipfeln soll.

Ich bin mehr wert!

Zentrales Motto, das in vielen ver.di-Bezirken schon bei Einsätzen zum Frauentag ausgegeben wurde, ist die Parole "Ich bin mehr wert!". Die Kampagne wurde Anfang März bei einer gemeinsamen Pressekonferenz der beteiligten Organisationen in Berlin vorgestellt. "Die alten Rollenbilder wirken nach", sagte die Vizechefin des DGB, Ingrid Sehrbrock (CDU) und bewertete den Sachverhalt als "Skandal". Die ver.di-Vizevorsitzende Margret Mönig-Raane nutzte die Gelegenheit, um auf eine Forderung im aktuellen Tarif- konflikt im öffentlichen Dienst hinzu- weisen: mindestens 200 Euro mehr für die unteren Lohngruppen. Dies sei eine "frauenpolitisch wirksame Maßnahme", so Mönig-Raane.

In einer gemeinsamen Erklärung unterstützt das Frauenbündnis zudem die DGB-Forderung nach einem gesetzlichen Mindestlohn von zunächst 7,50 Euro. Experten verweisen stets auf den hohen Anteil von Frauen in den Berufsgruppen mit extremen Niedriglöhnen: Floristen (Frauenanteil 91 Prozent), Friseure (89 Prozent) oder Verkäufer (81 Prozent), die häufig für Stundenlöhne von fünf, sechs Euro oder weniger arbeiten und außerdem häufig Teilzeit arbeiten, weil sie nach wie vor eher als Zuverdiener und nicht als Alleinverdienerinnen gelten.

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