Der neue Eigentümer eines Heidelberger Altenpflegeheims setzt die Beschäftigten unter Druck

Seit November hat Stefan Riedel von seinem Arbeitgeber kein Gehalt mehr bekommen. Dennoch kommt der Betriebsratsvorsitzende des Altenpflegeheims Lindenweg jeden Tag zu seinem Arbeitsplatz in Heidelberg-Rohrbach: "Ich mache meine Arbeit und hoffe, dass ich meine Prozesse gewinne." Riedel lebt derzeit von Erspartem, dem Geld seiner Frau und wird von ver.di unterstützt.

Am 1. April will das Arbeitsgericht bei einem Kammertermin entscheiden, ob der Arbeitgeber, die Pflege und Service Managementgesellschaft, nachzahlen muss. Die Gesellschaft ist - nach aktuellem Stand im Internet - eine Urenkeltochter der Summit Health- care Management Partners GmbH aus Köln, die sich auf die Übernahme von Sozialbetrieben spezialisiert hat. Die Geschäftsführung vor Ort stelle in Frage, dass sie überhaupt einen Betriebsrat bezahlen muss, so Riedel.

Kolleg/innen müssen lange auf ihr Geld warten

Aber auch andere Beschäftigte müssen vor Gericht um Teile ihres Gehalts kämpfen. Ihnen zahlt die Betreibergesellschaft ein niedrigeres Grundgehalt, enthält ihnen Zuschläge und das Weihnachtsgeld vor. Bei Güteterminen zeigte sich der Arbeitgeber bislang zu wenig Entgegenkommen bereit. Die Kammertermine wurden für Ende Mai angesetzt. "Es ist richtig ärgerlich, dass die Kollegen so lange warten müssen", sagt Riedel. Einer Raumpflegerin sei der Stundenlohn fast um die Hälfte auf 5,12 Euro gedrückt worden.

Die Stimmung unter den rund 80 Beschäftigten sei "überraschend gut", so Riedel - auch wenn der Arbeitgeber weiter versuche, sie einzuschüchtern. Auch die Unterstützung durch die Heimbewohner und ihre Angehörigen helfe. Dennoch sei der Krankenstand im Moment auffällig hoch, der Druck setze den Beschäftigten doch zu.

Anfang Februar erfuhr Stefan Riedel per Aushang von seiner Kündigung und seinem Hausverbot. Letzteres wurde vom Gericht aufgehoben, über die Kündigung wird am 18. März (nach Redaktionsschluss) entschieden. Die zuständige ver.di-Sekretärin Mia Lindemann vermutet, dass der Arbeitgeber das Personal loswerden will.hla

Solidaritätsadressen an Mia.Lindemann@verdi.de. Spendenkonto: Spendenkonto Lindenweg, c/o Yvonne Becker, Konto 1000717653 bei der Sparkasse Heidelberg (BLZ 67250020).