Im Einzelhandel beginnt das Jahr am 1. April. Dann ist es Zeit für einen neuen Tarifvertrag. Bis zu diesem Zeitpunkt gestaltete sich aber nicht nur in Hessen alles besonders schwierig. Denn ein Jahr lang dauern nun schon die Auseinandersetzungen. Unablässig forcieren die Unternehmer gravierende Verschlechterungen, besonders was die Zuschläge für belastende, gesundheitsschädigende Arbeitszeiten spätabends, in der Nacht oder an Samstagen betrifft. Die sollen, wenn's nach ihnen geht, ganz weg. Bei allem, was sie sonst vorschlagen, kommt unter dem Strich bei den Beschäftigten stets ein Minus heraus.

Man muss sich nicht erst die dicken Managergehälter in Erinnerung rufen. Ein Blick in andere Branchen, und man begreift, dass bei 1500 Euro Mindesteinkommen, mindestens 130 Euro mehr im Monat wahrlich dringend geboten sind. Wie dringend, das zeigten die Hessen mit einer Woche Streik vor Ostern, erstmalig in diesem Ausmaß: bei Praktiker in Rüsselsheim, Karstadt und Hennes & Mauritz in Viernheim, Real in ganz Südhessen.

Möglichkeiten für die Arbeitgeber, ohne Vorbedingungen in die Verhandlungen zu kommen, sind durchaus vorhanden. Da wären die Vorweganhebungen von drei Prozent bei Ikea, Real oder Otto-Versand. Bei Karstadt war jedoch Anfang April noch nichts in Sicht, Metro versucht es auf die billige Tour, und Lidl ist damit beschäftigt, sich bei den Kunden fürs Ausspionieren zu entschuldigen.Itan