Erneut haben die Verhandlungen im Einzelhandel kein Ergebnis gebracht. ver.di wird jetzt die Kräfte stärker bündeln

Der erneute Versuch, im Einzelhandel in Baden-Württemberg in zwei Verhandlungsrunden eine Lösung des schon seit über einem Jahr anhaltenden Tarifkonfliktes herbeizuführen, hat kein Ergebnis gebracht. Beide Verhandlungstage am 21. und 30. April wurden von massiven Streiks begleitet, insbesondere in Stuttgart. Am 21. April demonstrierten über 1200 Streikende aus ganz Baden-Württemberg vor dem Verhandlungslokal. Und auch am 30. April streikten in der Stuttgarter Innenstadt nicht nur Beschäftigte ortsansässiger Geschäfte, sondern auch mehrere hundert Beschäftigte verschiedener Kaufländer und Handelshöfe aus der Region. Ihr Druck hat dazu geführt, dass die Verhandlungen nicht völlig gescheitert sind. Die Arbeitgeberverbände wollen nach Beratung wieder auf ver.di zugehen. In der Sache gibt es aber weiterhin keine wirkliche Annäherung. Nach wie vor wollen die Arbeitgeber an die Zuschläge unter der Woche ran.

Eine Form modernen Diebstahls

Diesen Umgang haben die Beschäftigten im Einzelhandel nicht verdient. Völlig zu Recht wehren sie sich nach wie vor gegen den modernen Diebstahl ihrer Zuschläge. Ebenso unzumutbar sind Tariferhöhungen, die erneut einen Reallohnabbau bedeuten würden. Die Arbeitgeber bieten 2,5 Prozent, wenn ver.di zu Zugeständnissen bei den Zuschlägen bereit wäre. "Wir kämpfen jetzt seit einem Jahr für einen Tarifabschluss. Bei diesem Angebot sind wir bereit, weiter zu streiken", sagte dazu eine Betriebsrätin vom Handel in Stuttgart.

In den nächsten Wochen wird es deshalb erneut zu Streiks und Aktionen kommen. Wir werden nicht aufgeben, bevor wir einen akzeptablen Tarifabschluss durchgesetzt haben. Schon jetzt sind Zahl und Ausmaß der Streiks ohne Beispiel im Einzelhandel. Und dass die Streiks wirken, darüber besteht kein Zweifel.

Wenn wir zum Erfolg kommen wollen, ist es für die nächsten Wochen und Monate besonders wichtig, dass die Streiks landes- und bundesweit noch mehr gebündelt werden. Möglichst viele Streiks zur gleichen Zeit haben die höchste Wirkung. Und es müssen Betriebe in diese Streiks einbezogen werden, die sich bisher wenig beteiligt haben, wie Edeka, Tengelmann und andere.

Ein gutes Beispiel, dass dies möglich ist, beweisen die Kolleginnen und Kollegen von Schlecker in Stuttgart. Kaum wurde ein Betriebsrat gewählt, beteiligten sich schon die ersten Filialbeschäftigten an den Arbeitsniederlegungen.