ver.di will Kunden gezielter informieren und in Aktionen einbeziehen

Die Menge macht's: Erste Erfolge durch Streikwelle im Einzelhandel

Seit über einem Jahr ist der Einzelhandel nun schon ohne einen neuen Tarifvertrag. Wir alle spüren tagtäglich die Preissteigerungen. Aber die Verkäuferin, die bei Vollzeitarbeit 2006 Euro brutto verdient, muss sehen, wie sie das aushält. Nach Absicht der Arbeitgeber könnte sie am Ende sogar noch draufzahlen müssen.

Denn die beiden Riesen des Einzelhandels, Metro (dazu gehören Kaufhof und Real) und Arcandor (früher Karstadt/Quelle), wollen sich durchsetzen und die Zuschläge spürbar kürzen. Das ist für sie die Bedingung für Tariferhöhungen. Diese Zuschläge betreffen die Spätöffnungszeiten, den Samstag und die Nachtarbeit, also die Arbeit mit zusätzlichen Belastungen.

Um dies zu verhindern, gab es in diesem Frühjahr und um die Weihnachtszeit eine heftige Streikwelle, an der sich alle Regionen in Hessen beteiligt haben - bei den Großmärkten auf der grünen Wiese und bei den Fachgeschäften in den Innenstädten. Ein Durchbruch konnte nicht erzielt werden. Aber Teilerfolge. Bei der Rewe-Kette zum Beispiel, wo seit Januar dieses Jahres drei Prozent mehr gezahlt werden. Insgesamt 25 Unternehmen des Einzelhandels bezahlen auch in Hessen noch vor einem Abschluss schon freiwillig mehr, entweder per Einmalzahlungen oder Prozenterhöhungen. Sie werden bei einem späteren Tarifabschluss verrechnet.

Es ginge also. ver.di will deshalb nun einen neuen Weg einschlagen. Ziel ist es, bis zum Sommer mit möglichst vielen Unternehmen Vorschalttarifverträge gleichen Inhalts abzuschließen. Sie werden zu einem neuen Flächentarif zusammengefasst, so dass die Widerborstigen von ordentlichen Tarifen umgeben sind. Gut möglich, dass dann die Beschäftigten auch dort gleiche Behandlung verlangen.

Alle Initiativen werden begleitend durch Aktionen unterstützt, auch durch Streiks. Der Fachbereichsleiter Bernhard Schiederich weist darauf hin, dass ver.di nicht nur die Beschäftigten, sondern gezielt auch die Kundinnen und Kunden mit Informationen erreichen will. Die Unternehmen haben auch einen Ruf zu verlieren. Das könnte weh tun, wie das Beispiel Lidl zeigt.

REB