Liebe Leserin, lieber Leser,

vom 17. bis zum 22. September 2023 kommen in Berlin rund 1.000 ver.dianer*innen zusammen. Auf dem 6. ver.di-Bundeskongress – in gewisser Weise unser gewerkschaftliches Parlament, das alle vier Jahre zusammenkommt – bestimmen sie, die im zurückliegenden Jahr auf bezirklichen und fachlichen Konferenzen als Vertreter*innen gewählt wurden, die ver.di-Leitlinien für die kommenden vier Jahre. Und zwar unter dem Motto "Morgen braucht uns". Dass jedes Heute ein Morgen hat und ver.di deshalb jeden Tag gebraucht wird, das zeigt sich auch in dieser Ausgabe der ver.di publik.

In der nun seit Monaten laufenden Tarifrunde im Handel bewegen sich die Arbeitgeber nach wie vor kaum. Vielmehr versuchen sie mit fadenscheinigen Argumenten, ihren Beschäftigten das Streiken zu verbieten. Obwohl im Handel auf Länderebene verhandelt wird, konnte bisher noch in keinem Bundesland eine Tarifeinigung eingetütet werden (Bericht S.5). Doch die Beschäftigten im Handel fühlen sich nicht allein von ihren Chefs zu wenig gewertschätzt. Auch Kundinnen und Kunden behandeln sie nicht selten ohne jeglichen Respekt. Das hat eine Umfrage unter Handelsbeschäftigten in Dortmund ergeben (Bericht S.5).

Schlimme Zustände herrschen zudem weiterhin in der Logistik. An der Autobahnraststätte Gräfenhausen auf der A5 sind nur wenige Monate nach einem ersten Streik osteuropäischer Lkw-Fahrer erneut Fahrer der polnischen Spedition Mazur im Protest (Reportage S.6-7). Waren es beim ersten Streik wegen nicht ausbezahlter Löhne 60 Fahrer, sind es jetzt schon über 150 Lkws, die auf beiden Seiten der Autobahn den Rastplatz belegen. Ohne gewerkschatliche Unterstützung wären die Fahrer aufgeschmissen.

Und irgendwo wird morgen ganz sicher ein neuer Konflikt in der Arbeitswelt entstehen, in dem wir Gewerkschafter*innen gebraucht werden. Das hört nicht auf, heute nicht und auch morgen nicht. In diesem Sinn: Bleiben wir solidarisch.

Petra Welzel, Chefredakteurin ver.di publik