Wir kommen wieder!

Die größte Demo im Gesundheitswesen war nur der Anfang

Demonstranten fordern gesunde Finanzierung

130000 Beschäftigte aus allen Bereichen der Krankenhäuser waren nach Berlin gereist, um den Ernst der Lage klar zu machen. Sie forderten von der Politik im Bund und in den Ländern lautstark ein Ende der Budgetdeckelung für die Krankenhäuser.

In Hamburg machten sich am frühen Morgen knapp 1500 Beschäftigte aus allen Kliniken - öffentlichen, privaten, freigemeinnützigen, kirchlichen - mit Protest-T-Shirts, Transparenten und Instrumenten zur Lärmerzeugung auf den Weg. "Gute Pflege gibt es nicht zum Billiglohn. Damit die Kliniken neue Stellen für Pflegekräfte auch bezahlen können, muss der Deckel weg", gab ihnen ver.di-Landesleiter Wolfgang Rose mit auf den Weg. Unter die Krankenhausbeschäftigten mischten sich Bürger/innen aus anderen Berufsfeldern und gesellschaftlichen Bereichen, die sich aufgrund ihrer Erfahrungen als Patienten mit dem Anliegen der Krankenhausmitarbeiter solidarisierten. "Der rigide Sparkurs hat auch Einbußen bei der Qualität der Versorgung zur Folge. Deshalb geht das Thema alle Bürger/innen an. Sie müssen sich darauf verlassen können, dass sie im Krankenhaus gut aufgehoben sind und optimal versorgt werden", wies Rose auf diese Facette des Konflikts hin.

Warum nach Berlin? ver.dianer haben ihre Gründe:

Cornelia Reher (26): "Ich bin Psychologin in der Weiterbildung zur Psychotherapeutin. Eineinhalb Jahre werde ich für insgesamt 1800 Stunden in der Klinik eingesetzt, ohne einen Cent dafür zu erhalten, obwohl ich meine Ausbildung aus eigener Tasche bezahle. Das muss sich ändern! Dafür kämpft unser Interessen-verband PIA (Psychologen in Ausbildung), unterstützt von ver.di. Deshalb fahre ich heute mit nach Berlin."

Franziska Hülsen (39): "Ich bin Anästhesieschwester in der Praxisklinik Dr. Guth. Leider wird immer zuerst am Personal gespart. Darunter leidet die Qualität! Das geht so nicht weiter. Für gute Arbeit muss es gutes Geld geben."

Werner Finck (66): "Ich bin Rentner und war zuvor technischer Angestellter in der Hafencity-Universität. Ich sitze im Bus nach Berlin, weil es hier natürlich auch um meine Gesundheit geht. Ich will, wie jeder andere, auch im Krankenhaus gut behandelt werden. Dafür muss ausreichend Geld da sein!"

Kerstin Sellhusen (53): "Ich bin in Erwerbsminderungsrente. Ich fahre zur Demo in die Hauptstadt aus Solidarität mit den Beschäftigten der Krankenhäuser. Ich habe und ich nehme mir die Zeit dafür. Ich möchte im Krankenhaus auf gar keinen Fall von einem Arzt operiert werden, der schon seit mehr als 20 Stunden auf den Beinen ist!"