Mehrere tausend Beschäftigte aus über hundert Krankenhäusern in Niedersachsen haben an Aktionstagen gegen Personalabbau und Finanznot protestiert

Aktionstag beim Ameos-Klinikum in Hildesheim

Wer ins Krankenhaus muss, möchte auf dem neuesten Stand der Medizin behandelt werden. Jeder will sicher sein, dass keine Fehler passieren. Medizinische Geräte und Technik sind da unverzichtbare Hilfsmittel. Aber ohne Ärztinnen und Ärzte, Krankenschwestern und -pfleger auf Intensivstationen, im OP und beim Röntgen, ohne Mitarbeiter in Technik und Küche, bei Hol- und Bringdiensten funktioniert kein Krankenhaus. Und wenn keine gewissenhafte Reinigung der Stationen garantiert werden kann, ist es gar gefährlich, ins Krankenhaus zu gehen.

Doch die Politik lässt es zu, dass die Krankenhäuser in diesem Jahr ihre gestiegenen Strom- und Lebensmittelrechnungen nur noch bezahlen können, wenn sie Personal abbauen. In den vergangenen zehn Jahren sind 100000 Stellen gestrichen worden, davon 50000 in der Pflege. Inzwischen gibt es in deutschen Krankenhäusern weniger Pflegepersonal am Bett als in allen anderen Industrieländern. Wie sollen Kliniken auch morgen noch eine zuverlässige Krankenversorgung bieten können, wenn sie zu wenig Geld für ihre Leistungen erstattet bekommen? Längst hat die Betreuung merklich nachgelassen.

"Der Budget-Deckel, der auf den Krankenhäusern lastet, muss endlich weg", sagt ver.di-Fachbereichsleiter Joachim Lüddecke. Die Bundesregierung müsse endlich handeln. Ein gesetzlicher "Deckel" bestimmt, dass die Einnahmen der Krankenhäuser seit Jahren nur im "Null-Komma-Bereich" steigen dürfen - egal wie hoch ihr Aufwand für Krankenversorgung, medizinischen Fortschritt, angemessene Bezahlung ihres Personals oder für Betriebskosten ist.

Die Folgen der Budgetierung sind fatal: "Krankenschwestern und -pfleger hetzen durch die Zimmer. In Operationssälen und Stationen ist die Belastung extrem. Ärzte stehen unter Druck. Beschäftigte in Medizin und Haustechnik, Küche und Reinigung arbeiten unter hohem Stress. Nur ein kleiner Teil hält den Job bis zum Rentenalter durch. Doch wer früher aufhören muss, bekommt weniger Rente. Der Stress von heute ist die Rentenkürzung von morgen", sagt ver.di-Gesundheitsexpertin Elke Nobel. Zudem steige so die Gefahr von Behandlungsfehlern enorm. Die Krankenhäuser brauchen mehr Personal, um die bestmögliche Versorgung sicher zu stellen.

Dagegen setzt ver.di die Kampagne "Der Deckel muss weg". Mehrere tausend Beschäftigte aus über hundert Krankenhäusern in Niedersachsen haben sich im Sommer an Krankenhausaktionstagen beteiligt. Bei Versammlungen und Kundgebungen forderten sie eine bessere Finanzierung und mehr Personal. Anfang September fanden in Hannover landesweite Konferenzen der Betriebs- und Personalräte sowie der Auszubildenden an Krankenhäusern statt. Neben landesweiten Solidaritätstagen findet die Kampagne am 25. September mit einer bundesweiten Großdemonstration in Berlin ihren Höhepunkt. "Wir fahren alle nach Berlin", kündigt Joachim Lüddecke an. Die Politik muss endlich handeln.

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