Mit der meisterhaften Raffinesse seines von Goethe besungenen Vorfahren Reineke war er nun gewiss nicht ausgestattet: der Fuchs im münsterländischen Emsdetten, der sich dieser Tage durch einen Kaninchenbau in ein Gänsegehege gebuddelt hatte, um dort seinem mörderischen Handwerk nachzugehen. Die als Opfer auserkorenen Vögel, nicht bange, drehen nämlich den Spieß um und gehen todesmutig auf den Mordgesellen los. Der kriegt Panik, findet das Loch zum Kaninchenbau nicht mehr und fällt tot um. Herzinfarkt, stellt der Tierarzt fest. Nun sollen Fabeln gemeinhin die Menschen irgendeine Moral von der Geschicht lehren. Was wäre es in diesem Fall? Irgendwas mit den Helden der freien Marktwirtschaft, die in diesen Zeiten den Kasinoausgang nicht finden? Passt nicht so richtig, oder? Denn zum einen treffen die ja auf keine todesmutigen Gänse und zweitens kriegen sie von der Politik das ganz große Fluchtgatter geöffnet. Na, dann denkt Euch selbst mal 'ne schöne Moral aus, liebe PUBLIK-Leserinnen und -Leser.

HENRIK MÜLLER