ANNETTE JENSEN ist Mitarbeiterin von ver.di PUBLIK

Der Bildungsgipfel fand auf Deichhöhe statt. Zwar formulierte Kanzlerin Angela Merkel mit den Ministerpräsidenten vollmundig Ziele und Absichten: In sieben Jahren sollen jährlich etwa 30 Milliarden Euro mehr für Bildung ausgegeben werden. Doch wer das bezahlt, blieb völlig unklar. Konkrete Vorschläge soll eine Bund-Länder-Arbeitsgruppe vorlegen - nach der Bundestagswahl.

Schon während des Gipfels zeigte sich, dass die Länder hier vor allem den Bund in der Pflicht sehen. Der aber hat sich vor zwei Jahren mit der Föderalismusreform weiter aus der Verantwortung zurückgezogen und weigert sich, die Schulspeisung von Hartz-IV-Kindern zu bezahlen oder sich an der Finanzierung von Sozialarbeitern an den Schulen zu beteiligen. Ein langer Streit um Finanzierung und Zuständigkeiten ist absehbar.

Doch es mangelt längst nicht nur am Geld. Schon vor acht Jahren beschlossen die Bildungspolitiker die Halbierung der Schulabbrecherzahlen - jetzt erneuerten sie diese Absicht. Dabei sind die Ursachen lange bekannt und exzessiv analysiert. Auch fehlt es nicht an klugen Konzepten: Vielerorts werden sie längst umgesetzt. Doch die Kultusbürokratie ist nicht einmal in der Lage, den Lehrerbedarf im Voraus zu berechnen. Während gegenwärtig jährlich nur etwa 7000 Erzieherinnen und Erzieher ausgebildet werden, braucht man für die Umsetzung der staatlichen Kita-Pläne bis 2015 mehr als doppelt so viele - pro Jahr. Auch die fallen nicht vom Himmel. Doch dass die Politik heute die Attraktivität des Erzieherberufs massiv fördert und entsprechende Ausbildungskapazitäten schafft, ist nicht zu entdecken.

Die Bildungspolitik agiert, als habe sie alle Zeit der Welt. Doch Kinder wachsen schnell - nach wenigen Jahren können ihre Zukunftschancen unwiederbringlich verspielt sein. Deshalb ist das, was auf Merkels Bildungshügel passiert ist, nicht nur einfach ärgerlich, sondern unverantwortlich und traurig.