WAZ spart

Erstmals Entlassungen beim Medienkonzern im Ruhrgebiet angekündigt

Die WAZ-Gruppe verzeichnet "drastische wirtschaftliche Verluste" bei ihren Zeitungstiteln in Nordrhein-Westfalen, verkündete die Geschäftsführung am 22. Oktober. Ein vom Sparzwang beherrschtes "Synergie-Konzept" soll es richten. 30 Millionen Euro weniger bei Sach- und Personalkosten würden den Weg zur "schwarzen Null" ebnen. Erstmals in der Konzerngeschichte könnte es Entlassungen geben. Die Zahl 300 macht die Runde.

Die Lage ist "dramatischer, als sie je war", so Geschäftsführer Bodo Hombach vor den Betriebsräten der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung (WAZ), der Neuen Ruhr/Rhein-Zeitung (NRZ), der Westfälischen Rundschau (WR) und der Westfalenpost (WP). Den Untersuchungen der Hamburger Unternehmensberatung Schickler zufolge sind die Titel mit Ausnahme der WAZ defizitär. Ohne deutlichen Personalabbau seien notwendige Millionen-Einsparungen nicht zu erreichen. Dennoch lagen den Betriebsräten 14 Tage nach der ersten Information weder die genauen Zahlen noch das "offenbar fertige Konzept der geplanten Neuerungen" vor. Durchaus bekannt ist, dass die Auflage der vier WAZ-Zeitungen in NRW in den letzten zwei Jahren um acht Prozent auf 900000 gesunken ist. Auch klagt die WAZ (Jahresumsatz von 1,74 Milliarden Euro im Jahr 2006) über erhebliche Anzeigenverluste.

Die Betriebsräte sind derweil gewappnet. Als juristische und wirtschaftliche Sachverständige stehen ihnen Helmut Platow aus Berlin und Christian Stupka aus München sowie der Berliner Wirtschaftsprüfer Rudi Rupp zur Seite. Bis zum 21. November sollen die Schicklerschen "Lösungsvorschläge" vorliegen. Dabei soll es neben der Reduzierung von Zeitungsumfängen um weniger Aktualisierungen und um die gemeinsame Produktion von Mantelseiten gehen. Gedacht sei an "Formen der titelübergreifenden Zusammenarbeit der Redaktionen" - im Mantelteil und im Lokalen - sowie an Kooperationen bis hin zur Schließung von Redaktionen. Auch eine "Optimierung der Zusammenarbeit von Print- und Online-Redaktionen" scheint im Blick zu sein.

Bis 31. Januar 2009 will sich das Unternehmen mit den Betriebsräten über das künftige WAZ-Gruppen-Konzept und die Umsetzung geeinigt haben. Ein Zeitplan, der Betriebsratskreisen zufolge zur Verhandlungsmasse gehört, um auch bei den Sozialplanverhandlungen mit der nötigen Sorgfalt vorgehen zu können.

Sparen ohne zu entlassen

Die Deutsche Journalistinnen- und Journalisten-Union (dju) in ver.di geht davon aus, dass einem international erfolgreichen Medienkonzern wie der WAZ daran gelegen sein muss, redaktionelle Arbeitsbedingungen zu erhalten, die weiterhin eine hochwertige journalistische Arbeit ermöglichen, um konkurrenzfähige Tageszeitungen zu produzieren. "Der Erhalt von vier unabhängigen WAZ-Titeln im Ruhrgebiet ist nicht zuletzt entscheidend für die Meinungs- und Medienvielfalt in NRW", sagt der dju-Vorsitzende Malte Hinz. "Die dju erwartet vor allem, dass ein wirtschaftlich potentes Unternehmen wie die WAZ-Gruppe ein solches Einsparprogramm und eine effektive Umstrukturierung auch ohne Entlassungen umsetzen kann."

Karin Wenk