Glosse

Vorsicht: Post!

Während die armen Zustellerinnen und Zusteller in Bergen von Post und Überstunden ersticken und mancher Postkunde sich schon freut, wenn er wenigstens jeden zweiten Tag etwas in seinem Briefkasten findet, hatte die Deutsche Post jetzt gleich zwei zündende Ideen. Die eine: Briefmarken aus dem Internet. "100 verschiedene Motive", sogar ohne Zusatzkosten. Zahlung per Lastschrift. Einfach ausdrucken und aufkleben. Ist das nicht toll?

Doch es kommt noch besser. "HandyPorto" heißt die zweite Idee. Einfach eine SMS mit "Karte" oder "Brief" an die Kurzwahl 22122 schicken. Die Antwort-SMS enthält eine zwölfstellige Nummer, per Hand (bitte dreizeilig) auf Brief oder Karte schreiben. Dieser Service kostet natürlich etwas mehr: Der Standardbrief schlägt mit 95 Cent, die Postkarte mit 85 Cent zu Buche - plus SMS-Kosten, versteht sich.

Bleibt die Frage: Will die Post auf diese Weise die Filialschließungen ausglei?chen? Oma Frieda wird es freuen, wenn sie ihren nicht vorhandenen PC anwirft oder Zahlenreihen auf ihrem Senioren-Handy abliest. Vorschlag von ver.di: Postzustellung ganz abschaffen. Stattdessen alle Sendungen öffnen, einscan?nen und per E-Mail an die Empfänger senden. Einen PC für alle - samt Schulung - sponsert die Deutsche Post AG.


KERNKRAFTWERKE

Tarifabschluss für Bewacher

Nach einem Warnstreik von Wachleuten des Kernkraftwerks Stade hat es nach zwei "schwierigen, aber konstruk?tiven Verhandlungen" einen Tarifab?schluss für die 550 Bewacher kerntech?nischer Anlagen in Niedersachsen gegeben. ver.di-Verhandlungsführerin Sonja Brüggemeier kommentierte: "Bei einer Vertragslaufzeit von zwei Jahren haben wir eine Tariferhöhung von insgesamt 8,1 Prozent durchgesetzt. Ein Erfolg, den wir auch deshalb erreicht haben, weil so viele Kollegen in der Gewerkschaft organisiert sind."

Ab 1. November 2008 hat es eine Lohnerhöhung von 4,5 Prozent gegeben, ab 1. November 2009 erhalten die Beschäftigten 2,9 Prozent mehr und im April 2010 eine Einmalzahlung von 210 Euro. Der Flächentarifvertrag gilt für Bewacher der kerntechnischen Anlagen in Lingen, Unterweser, Stade, Grohnde und Gorleben.


Landesbühnen

Theater am Theater

Die Premiere des Hitchcock-Stücks 39 Stufen verzögerte sich, das Publikum in Oldenburg wurde schon ungeduldig. Doch in den Staatstheatern Braunschweig und Oldenburg kann es auch weiter zu Störungen des Vorstellungs?betriebs kommen. Denn die rund 310 Mitarbeiter/innen sind wütend, weil die niedersächsische Landesregierung den Theaterbetriebszuschlag drastisch kürzen will. Das bedeutet für manche Mitarbeiter/innen Gehaltseinbußen von bis zu 200 Euro im Monat. Der Zusatzurlaub soll von fünf auf drei Tage gekürzt werden. ver.di-Fachbereichssekretär Holger Knackstedt sagt: "Das ist eine Provokation der Beschäftigten, die abends, an Wochenenden und an Feiertagen zu unregelmäßigen Zeiten arbeiten müssen." Er kündigte Finanzminister Möllring an, es werde weiter "Theater am Theater" geben.