ver.di-Handbuch hilft beim Aufbau von aktiven Gewerkschaftsstrukturen

Wie überzeuge ich Menschen davon, ver.di-Mitglied zu werden? Ein Weg dazu ist das so genannte Organizing. Mit diesem Konzept haben Gewerkschaften aus den USA und Großbritannien ihren Mitgliederschwund gestoppt.

"Leuchttürme" nennt Torsten Tenbieg, der beim ver.di-Bundesvorstand im Bereich Mitgliederentwicklung arbeitet, die Organizing-Projekte, die bei ver.di bereits abgeschlossen, am Laufen oder in Vorbereitung sind. "Mit ihnen können wir Erfahrungen machen, die in die weitere Arbeit einfließen", sagt er. Bei den abgeschlossenen Projekten handelt es sich um eines im Wach- und Sicherheitsgewerbe in Hamburg und eines bei Hermes Warehousing Solutions (HWS), einem Logistikunternehmen, das zu Otto gehört. Hier wurden aktive Strukturen aufgebaut und neue Mitglieder gewonnen, die auch nach dem Weggang der Organizer bei ver.di aktiv geblieben sind.

Der erste Band einer Handbuchreihe, mit der ver.di Hilfestellung für aktive Gewerkschaftsstrukturen im Betrieb geben will, heißt Organisiert Euch. Und da muss man bei der Unternehmensrecherche beginnen. Eine vernünftige Unternehmensrecherche ist für Torsten Tenbieg die Basis des Organizings. Zwar verfügen Gewerkschaftssekretäre ebenso wie Betriebs- und Personalräte meist über ein breites Wissen über "ihr" Unternehmen, aber das reiche häufig nicht aus. Komme es etwa zu Ausgliederungen, gehe der Kontakt zu den ausgegliederten Kolleg/innen oft verloren. Auch sei vielen Beschäftigten meist nicht klar, was neben dem Betrieb, in dem sie arbeiten, noch alles zum Unternehmen gehört. Doch genau dieses Wissen sei wichtig, um gesellschaftliche Partner zu suchen, die im Konfliktfall unterstützen können.

Weg von den Stellvertretern

Das bestätigt auch Michael Walter, der im ver.di-Landesbezirk Berlin-Brandenburg für Flughäfen zuständig ist. Am neu entstehenden Großflughafen Berlin-Brandenburg startet ver.di demnächst ein Organizing-Projekt. "Wir haben uns in der Vorbereitung die Vielfältigkeit, mit der wir es zu tun haben werden, genau angeschaut und strukturiert", sagt Walter.

An der Uni-Klinik Göttingen und an der Medizinischen Hochschule Hannover laufen derzeit weitere Projekte der ver.di-Bundesebene. Viele andere gibt es auf Landes- und Bezirksebene. "Elemente des Organizing können auch einzeln angewandt werden und die Arbeit vor und im Betrieb unterstützen", sagt Tenbieg. Im Unterschied zur klassischen Mitgliederwerbung setzt das Prinzip eben auf aktive Strukturen im Betrieb: "Weg von der Stellvertreterpolitik." Gemeinsam sollen Lösungen erarbeitet und erstritten werden, und nicht allein von Gewerkschaftern, Betriebs- und Personalräten.

JULIANE KARAKAYALI: "ORGANISIERT EUCH", HERAUSGEGEBEN VOM VER.DI-BUNDESVORSTAND, BEREICH MITGLIEDERENTWICKLUNG. DIE JETZT ERSCHIENENE 2. AUFLAGE KANN PER E-MAIL UNTER ME@VERDI.DE BESTELLT WERDEN. SIE KOSTET 2,50 EURO FÜR MITGLIEDER UND 5 EURO FÜR NICHTMITGLIEDER.