Bundesweite Warnstreiks, hier in München

Mit Lust und Laune

Nach erfolgreichen Warnstreiks lief bis zum 13. Mai die Urabstimmung über Streiks im Sozial- und Erziehungsdienst

von CLAUDIA VON ZGLINICKI

Peter Erlbeck kann gar nicht so breit lächeln, wie er möchte, wenn er nach den Warnstreiks am 6. Mai gefragt wird. Der Personalratsvorsitzende der Stadt Nürnberg sah seine Erwartungen weit übertroffen. Fast 600 Frauen und Männer waren in Nürnberg zur Streikkundgebung gekommen, die meisten von ihnen Erzieherinnen, 40 Prozent (noch) nicht Mitglieder bei ver.di. Was Erlbeck besonders begeisterte: Viele Teilnehmerinnen erschienen mit originellen selbstgemalten Plakaten und Sprüchen.

Rund 80 der 120 Kitas in Nürnberg waren geschlossen geblieben, und die Eltern hatten das nicht nur akzeptiert, sondern zugestimmt. Selbst eine alleinerziehende Mutter mit zwei Kindern, die sich nur mit viel Mühe einen freien Tag organisieren konnte, unterstützte die Erzieherinnen, "weil ich sie brauche". Peter Erlbeck ist solche Zustimmung besonders wichtig: "Wir streiken schließlich nicht gegen Kinder und Eltern und auch nicht gegen die, die zu uns ins Jugendamt kommen. Die Eltern müssen im Boot bleiben. Deshalb hatten wir auch für Noteinrichtungen und Notdienste im Jugendamt der Stadt gesorgt. Die Angebote wurden aber kaum genutzt."

Deutliche Warnung

ver.di hatte die Erzieher/innen, Sozialarbeiter/innen und alle anderen Beschäftigen im Sozial- und Erziehungsdienst für den 6. Mai bundesweit zu Aktionen und Warnstreiks aufgerufen, nachdem die Verhandlungen für einen Tarifvertrag zur betrieblichen Gesundheitsförderung an der Verzögerungstaktik des Verbandes der kommunalen Arbeitgeber gescheitert waren.

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19000 Menschen beteiligten sich an Warnstreiks. In mehreren großen Städten wie Dortmund und Stuttgart blieben alle Kitas geschlossen. Auch Sozialarbeiter/innen aus Jugendämtern und anderen Einrichtungen der sozialen Dienste gingen auf die Straße, so in Kassel, Bochum und Sigmaringen. In Zeitungen, Rundfunk und Fernsehen wurden die Warnstreiks und die Arbeitsbedingungen, vor allem in den Kitas, diskutiert. "Es hat sich gezeigt, dass das Thema Gesundheitsförderung den Erzieherinnen und allen anderen Beschäftigten wichtig ist - nicht nur die angemessene Bezahlung", sagt Harald Giesecke von der Fachgruppe Sozial- und Erziehungsdienst in der ver.di-Bundesverwaltung. "Und gerade unsere Forderung nach einem Gesundheitstarifvertrag wird auch von den Eltern und der Öffentlichkeit unterstützt."

Bis zum 13. Mai lief die bundesweite Urabstimmung über den Beginn von Streiks. Das Ergebnis lag erst nach Redaktionsschluss am 12. Mai vor, erwartet wurde zu diesem Zeitpunkt eine Mehrheit dafür. Peter Erlbeck sagte: "Ich rechne bei uns mit 90 Prozent Zustimmung - wenn es schlecht läuft." In Nürnberg waren bis zum 8. Mai schon 70 neue ver.di-Mitglieder gewonnen worden. www.chancen-foerdern.de