Unterstützt vom Fußballclub Borussia Dortmund sammeln ver.di-Vertrauensleute der Stadtverwaltung Unterschriften gegen Naziaufmärsche und für ein Verbotsverfahren

DORTMUND | "Wir hätten uns nie träumen lassen, dass unsere Unterschriftenkampagne gegen die Nazis in unserer Stadt eine solche Aktualität bekommt." Horst Kortwittenborg, Sprecher der ver.di-Vertrauensleute der Stadtverwaltung in Dortmund, ist immer noch schockiert, wenn er an den 1. Mai dieses Jahres denkt. 400 gewaltbereite Neonazis stürmen den friedlichen Demonstrationszug des DGB, prügeln auf Gewerkschafter und Polizisten ein und verletzen mehrere Menschen. "Dieser feige Überfall", so Horst Kortwittenborg, "muss jeden Demokraten und jede Demokratin aufrütteln. Wir dürfen nicht länger zulassen, dass dieser braune Mob unsere Straßen unsicher macht."

Bereits vor diesem Angriff hatten sich die ver.di-Vertrauensleute der Stadt Dortmund mit dem Thema beschäftigt. Ausgangspunkt waren die Überfälle von Nazis auf eine friedliche Demonstration in Dresden im Februar dieses Jahres. Der Vorfall in Dresden, so der Vertrauensmann, "wo Gewerkschafter fast zu Tode geprügelt wurden, hat uns aufgerüttelt und dazu gebracht, aktiv zu werden." Die Dortmunder Gewerkschafter treibt vor allem die Sorge um, dass es am 5. September in Dortmund so zugehen könnte wie in Dresden. Für diesen Tag planen die Neonazis einen Aufmarsch in der Ruhrgebietsmetropole. Die Vertrauensleute verabschiedeten schon unmittelbar nach den Übergriffen im Februar einen Aufruf, unter dem sie nun Unterschriften sammeln. Wörtlich heißt es in dem Aufruf: "Wir fordern den Polizeipräsidenten von Dortmund auf, zukünftig alle Aufmärsche der Nazis in Dortmund zu verbieten, auch den geplanten Aufmarsch am 5. September 2009. Darüber hinaus erwarten wir von der Bundesregierung nach den schrecklichen Ereignissen von Dresden, die Verfassungswidrigkeit der NPD anzuerkennen und ein neues Verbotsverfahren einzuleiten."

Borussia Dortmund unterstützt ver.di-Aktion

ver.di-Sekretär Martin Steinmetz zieht eine erste Bilanz: "Die Reaktion auf die Unterschriftenaktion war durchweg positiv. Zu den Unterstützern zählen bereits einige Abgeordnete und Persönlichkeiten der Stadt." Seit kurzem hat die Initiative einen ganz besonderen Unterstützer: den Fußball-Bundesligisten BVB Borussia Dortmund. Die Verantwortlichen des Traditionsvereins wollen ihr Ansehen in der Region und weit darüber hinaus gern in den Dienst dieser guten Sache stellen. Wörtlich heißt es in einer Erklärung: "Borussia Dortmund will mithelfen, dass Dortmund nicht immer wieder zur Bühne für Neonazis wird." Doch der Fußballverein belässt es nicht bei verbaler Unterstützung der Aktion. Martin Steinmetz kündigt an: "Beim letzten Bundesliga-Heimspiel in dieser Saison, am Samstag, dem 16. Mai, gegen Arminia Bielefeld (nach Redaktionsschluss dieser Ausgabe) haben die Stadionbesucher die Gelegenheit, sich an der Unterschriftenaktion zu beteiligen. Rund 50 Kolleginnen und Kollegen werden dann bei den Fans um Unterschriften werben."

Darüber hinaus soll auf Videotafeln im Stadion über die Initiative informiert werden. Während der Halbzeitpause wird der Stadionsprecher, der ehemalige Profi Norbert Dickel, ein Interview mit den Initiatoren der Unterschriftenaktion führen. "Wir sind dem Verein für diese Chance sehr dankbar und vielleicht gelingt es ja noch, ein paar Unterschriften von den Profi-Kickern zu bekommen", sagt Martin Steinmetz. Er ist da ganz zuversichtlich.

UWE REEPEN

Infos zur Unterschriftenaktion unter: www.dortmund.verdi.de