Was soll aus uns werden?

Personalräte und Politiker beraten über die Zukunft der Sparkassen

Von Birgit Tragsdorf

Zum dritten Mal haben sich vom 8. bis 10. Juni Personal- und Betriebsräte der Sparkassen aus unserem Landesbezirk sowie aus Brandenburg und Mecklenburg zum Sparkassentag von ver.di getroffen. Diesmal kamen 104 Kolleg/innen aus 42 Sparkassen, elf Tochtergesellschaften und der Sächsischen Aufbaubank nach Brehna.

In sieben Workshops befasste man sich mit Themen wie: Belastung durch Arbeitsdruck, Gefährdungsanalyse, Eingruppierung, Ausgründung, Tarifflucht, Mitbestimmung und Datenschutz. Konkrete Fragestellungen und Probleme wurden diskutiert und Lösungen zutage gefördert, die die Kolleg/innen in den Sparkassen umsetzen können.

Alltag ist anders

Sehen wir aus wie Gewinner? Diese Frage stellte sich den Teilnehmer/innen. Allein die zum Sparkassentag eingeladenen Politiker der verschiedenen Parteien waren sich einig: Ja, denn die Sparkassen gingen als Gewinner aus der Finanzkrise hervor. Den überfüllten Workshop zum Thema "Macht mich meine Arbeit krank?" können sie dabei kaum zur Kenntnis genommen haben.

Denn Mitarbeiter/innen und Personalräte der Sparkassen erleben den Alltag in ihren Filialen anders: Sie fühlen sich einem wachsenden Druck ausgesetzt. Arbeitsverdichtung, Informationsflut, tägliche Kontrollen der Kundengespräche, mangelndes Vertrauen in ihre Arbeit und ihre Fähigkeiten. Dazu kommen immer wieder Fusionen, Versetzungen, unzureichende Mitbestimmung und Austritte aus dem Arbeitgeberverband. Die Kolleg/innen wollen sich einbringen, wenn es um die Optimierung von Arbeitsprozessen geht, und sie brauchen unbedingt ein Gesundheitsmanagement sowie ein Konzept für den Umgang miteinander. Es gibt in den einzelnen Filialen unterschiedliche Lösungsansätze, auch positive. Das Gros der Filialen aber arbeitet nicht im Einvernehmen mit ihren eigenen Mitarbeiter/innen, fasst Stefan Wittmann, ver.di-Fachbereichssekretär, zusammen.

Wie geht's weiter?

Nach zwei Tagen intensiven Arbeitens in kleinen Runden hatten sich die Personalräte für den dritten Tag Politiker aus SPD, CDU, FDP, von den Linken und den Grünen eingeladen. Vor den Wahlen 2009 wollten sie von ihnen wissen, wie in Zeiten der Finanzkrise die Zukunft ihrer Sparkassen aussieht.

Wie groß oder klein eine Sparkasse ist, bestimmt der politische Wille. Das wird durch Gebietsreformen festgelegt. In Thüringen steht diese noch bevor.

Die Stärken der Sparkassen - ihr Wirken in den Regionen - und auch ihre knappen Mittel, haben sie vor dem internationalen Zocken bewahrt. Und das soll ihr Auftrag bleiben, betont vor allem Antje Hermenau von den Grünen: kleinteiliges Geschäft, nahe am Kunden, transparent und kontrollierbar.

Frauen rechnen besser

Privatisierungen lehnen alle Politiker ab, sogar Cornelia Pieper. Die stellvertretende FDP- Bundesvorsitzende wies zudem auf einen weiteren interessanten Aspekt hin: In Sparkassen tragen mehr Frauen Verantwortung. Und die gehen gewissenhafter mit anderer Leute Geld um.

Von rechts nach links: Antje Hermenau, Grüne; Cornelia Pieper, FDP; Siegfried Borgwardt, CDU

Finanzminister Jens Bullerjahn (SPD) denkt laut über eine Mitteldeutsche Sparkasse nach, Sparkassenverwaltungsrat Siegfried Borgwardt (CDU) sieht Fusionen mit Vorsicht und dringt auf Kontrolle und Überschaubarkeit.

Bodo Ramelow (Die Linke) spricht von einer Renaissance regionaler Strukturen bei Sparkassen, Stadtwerken und Krankenhäusern. Auch bei der Frage nach der Zusammenlegung von Sparkassen und Landesbanken einigten sich alle Politiker auf Ablehnung. Aber im Wettbewerb werden Sparkassen nicht unangefochten bleiben. Es gilt nun, innere Prozesse der Sparkassen zu gestalten, die Kosten der Verwaltung und die Gehälter der Vorstände zu prüfen. Auf jeden Fall sollen die Kontrollgremien gestärkt und über eine Haftung nachgedacht werden.

Sparkassen im Landesbezirk

Sachsen-Anhalt Bis 2007 23 Filialen, heute 13; Zahl der Mitarbeiter stabil um 5 500

Sachsen In fünf Jahren von 23 auf 15 Filialen, bis 2012 Reduzierung auf neun; Zahl der Mitarbeiter: 9 000, davon 1 500 in Tochtergesellschaften

Thüringen 16 Sparkassen, Gemeindegebietsreform steht bevor; Fusionspläne für etwa sechs Filialen