Zeitarbeit geht auf die Gesundheit

Zeitarbeitnehmer/innen sind deutlich häufiger krank als andere Beschäftigte. Mit 14,7 Fehltagen im Jahr 2008 waren Zeitarbeitnehmer/innen vier Tage länger krankgeschrieben als der Durchschnitt ihrer Versicherten, stellt die Techniker Krankenkasse (TK) in ihrem Gesundheitsreport 2009 fest. Der Krankenstand lag mit 4 Prozent 1,1 Prozentpunkte über dem Bundesschnitt. Von fast allen Diagnosen seien Leiharbeitnehmer/innen häufiger betroffen, heißt es in der Studie, die sich auf die Daten von 38 000 versicherten Zeitarbeitnehmer/innen sowie eine Befragung von mehr als 1 000 Betroffenen stützt. Sie stellt 60 Prozent mehr Muskel-Skelett-Erkrankungen fest, 64 Prozent mehr Verletzungen, 23 Prozent mehr Atemwegserkrankungen und 34 Prozent mehr psychische Beschwerden. Die Ursachen für die höhere Erkrankungsrate bei den Leiharbeitnehmer/innen sind nach Ansicht von Experten vielfältig: Leiharbeitnehmer/innen erledigen zumeist monotone, körperlich schwerere Arbeiten als die Stammbelegschaft. Das belegen etwa auch Zahlen, die die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) in Dortmund vorgelegt hat.

Die TK betont zudem die psychische Belastung durch das Arbeitsverhältnis zweiter Klasse, die auf die Gesundheit schlägt: Leiharbeitnehmer/innen würden "in erhöhtem Maße unter der teilweise großen Diskrepanz zwischen ihrer fachlichen Qualifikation und dem Aufgabenfeld, in dem sie aktuell eingesetzt seien, leiden", hieß es bei der Präsentation des Reports. Zeitarbeitnehmer/innen könnten sich bei Meinungsverschiedenheiten seltener durchsetzen und fühlten sich vielfach durch verschiedenfarbige Betriebsausweise oder Arbeitskleidung auch schon äußerlich stigmatisiert. Bei drei von vier Leih-Beschäftigten (74 Prozent) entspricht das Einkommen nicht den eigenen Vorstellungen. Fast zwei Drittel (62 Prozent) bemängeln schlechte Entwicklungschancen, die Hälfte (51 Prozent) einen unsicheren Arbeitsplatz.

In der Branche sind Männer länger krank als Frauen

Mit im Schnitt 15,3 Tagen sind Männer in dieser Branche länger krankgeschrieben als Frauen (13,9 Tage) - anders als im konventionellen Arbeitsmarkt. Woran das liegt? Gerade männliche Zeitarbeitnehmer sind häufiger in körperlich belastenden Berufen tätig - insbesondere als Hilfs- und Lagerarbeiter, Schlosser und Monteure, wie es in der Studie heißt. Bei der Präsentation der Studie appellierte die Techniker Krankenkasse "sowohl an die entleihenden Betriebe, Zeitarbeiter in ihr betriebliches Gesundheitsmanagement einzubeziehen, als auch an die Zeitarbeitsfirmen, ihre Mitarbeiter in den Beschäftigungspausen weiter zu qualifizieren und ihre Gesundheit zu fördern". ver.di fordert neben gleicher Bezahlung (Equal Pay) auch gleiche Arbeitsbedingungen für Leiharbeitnehmer/innen. Insbesondere die Ausweitung der Leiharbeit unter der rot-grünen Bundesregierung hat zu Arbeitsbedingungen geführt, deren Folge solch krankmachende Jobs sind. Dazu Ulf Birch, Pressesprecher des ver.di-Landesbezirks Niedersachsen-Bremen: "Durch die extreme Zunahme von Leih- und Zeitarbeit hat sich die Arbeitswelt sozial stark verändert. Das ist ein Skandal." Die traurige Bilanz der TK wundere ihn daher nicht. "Es wurden Arbeitnehmer/innen zweiter Klasse geschaffen." Bericht Seite 11