Giwi Margwelaschwili: Der KantaktWer eine Erinnerung daran braucht, dass Lesen gefährlich ist, dem sei dieser atemberaubende Roman empfohlen. Beschaulich beginnt es bei einem realen Stadtschreiberaufenthalt in Rheinsberg, doch als der Autor dabei Tucholskys dort spielendes Bilderbuch für Verliebte liest, begreift er, dass er eine schwierige Mission zu übernehmen hat. Er will den Hauptpersonen Claire und Wolfgang helfen, ihr unwandelbares Liebesglück im Buch zu begreifen. Doch die Reise in die Zeilen außerhalb der gewohnten Lesewege gestaltet sich schwierig, ebenso wie die Verständigung mit Haupt- und Nebenpersonen. Der deutsch-georgische Schriftsteller Margwelaschwili greift dabei auch immer wieder auf eigene „Lese-Lebenserfahrungen” zurück, um die Gesetze der Buch-Parallelwelt zu erforschen und uns auf sehr komische Weise nahe zubringen. klixVERBRECHER VERLAG, BERLIN, 2009, 800 SEITEN, 36 €


Monika Maron: Bitterfelder BogenAls hätte jemand im Flug Asche über die Stadt gestreut. So stellt sich Bitterfeld der Schriftstellerin vor 30 Jahren dar, als sie zum ersten Mal in die ostdeutsche Stadt fährt, die nach der Wende 1989 das Synonym für verbrannte Erde wurde. Flugasche hieß dann auch Monika Marons Roman, der aus ihren damaligen Reportagen für den Berliner Verlag entstanden war. Nie wieder wollte sie an den Ort zurückkehren, in dem die Menschen so grau und fahl aussahen wie die Häuser und die Gärten, in denen sie lebten. 2008 und 2009 kehrte sie doch zurück nach Bitterfeld und ließ sich anstecken von der Erfolgsgeschichte der Industriestadt. Ihr neues Buch Bitterfelder Bogen spannt tatsächlich einen Bogen über die bewegende Geschichte der Stadt von der Dreckschleuder zum Solar Valley. Fast passt hier das Bild von den blühenden Landschaften, die Kanzler Kohl den Ostdeutschen einst versprach. pewe EIN BERICHT, S. FISCHER VERLAG, 173 SEITEN, 18,95 €