Bildung für alle: in der Frankfurter Uni kurz vor der Räumung

Ende Januar war es wieder soweit: Es rumorte an deutschen Schulen und Hochschulen. Bereits im vergangenen Winter war die Protest- und Besetzungswelle von Österreich nach Deutschland erneut übergeschwappt. Die Unzufriedenheit mit dem so genannten Bologna-Prozess zur Schaffung eines einheitlichen europäischen Hochschulraumes ist also länderübergreifend.

Auch an der Goethe-Universität in Frankfurt wurde Ende November 2009 im Anschluss an eine Vollversammlung der Studierenden der Streik ausgerufen und das Casino-Gebäude auf dem IG-Farben-Campus besetzt. Die Forderungen blieben die gleichen wie bei vorangegangenen Streiks: Sie richten sich gegen die Umsetzung der Bachelor- und Masterstudiengänge, den gesteigerten Leistungsdruck, die verstärkte soziale Selektion durch Zugangsbeschränkungen zu den Masterstudiengängen und gegen die fortschreitende Ökonomisierung der öffentlichen Hochschulen. Nicht ihre studentischen Privilegien wollen sie verteidigen, heißt es in einer Resolution, sondern das "Privileg der Bildung für wenige" abschaffen.

Durch Anwesenheitspflichten und extremen Leistungs- und Konkurrenzdruck fehlt es den Studierenden an Zeit, Motivation und auch an Solidarität, ihren Forderungen Ausdruck zu verleihen. In einem breiten Angebot von Workshops nahmen sich nun Studierende und Dozenten gemeinsam Zeit und Raum, ihre Kritik auszuformulieren. Bereits am zweiten Besetzungstag machten rund Tausend Beteiligte mit.

Dem Präsidenten der Frankfurter Universität, Werner Müller-Esterl, hingegen missfiel dies. Am Abend des 2. Dezembers verlor er die Contenance und ließ die Uni von der Polizei räumen - angeblich wegen Sachbeschädigung. Die Gewalt der Polizeikräfte gegen Studierende tat er als "unwahre Behauptungen" ab, obwohl die Übergriffe gegen friedliche Demonstrant/innen fotografisch dokumentiert wurden.

Abschrecken konnte die Repression allerdings nicht. Am 30. Januar riefen die Studentinnen und Studenten wieder zu einer bundesweiten Demonstration nach Frankfurt auf. Motto: "Die Uni gehört allen! - Solidarisch für freie Bildung und ein selbstbestimmtes Leben." Es kamen rund zwei- bis dreitausend Teilnehmer/innen. Anna Krämer

Weitere Infos für Frankfurt: www.bildungsstreik-ffm.de