Mit Herzblut und Zorn

HERMANN HEINRICH ist der Betriebsratsvorsitzende von Karstadt Kaiserslautern

ver.di PUBLIK | Die Karstadt- Beschäftigten in Kaiserslautern wollten ihr Kaufhaus mit vollem Sortiment in Eigenregie weiter betreiben. Jetzt ist die Übernahme an der Immobilie gescheitert. Warum?

HERMANN HEINRICH | Die Immobilieninhaber haben offensichtlich vor, das Gebäude an einen Großinvestor zu verkaufen, der eine große Shopping Mall hier errichten will. Dieses Konzept sieht kein Kaufhaus mehr vor. Daher wird das Gebäude längere Zeit als Bauruine hier stehen. Und damit soll dann Druck auf die Stadt ausgeübt werden, um eine entsprechende Baugenehmigung zu erhalten.

ver.di PUBLIK | Haben die 191 Beschäftigten wirklich geglaubt, dass ihr Modell funktionieren wird?

HEINRICH | Ja, wir haben fest daran geglaubt, weil unser Konzept absolut tragfähig und erfolgversprechend ist. Selbst bei extrem vorsichtigen Berechnungen hätten wir nach Abzug aller Kosten, inklusive der Tilgungskosten, einen guten Gewinn erzielt und das auch langfristig.

ver.di PUBLIK | Die Beschäftigten waren bereit, ihr Urlaubs- und Weihnachtsgeld zu investieren, jetzt werden sie in die Arbeitslosigkeit entlassen werden. Wie ist die Stimmung?

HEINRICH | Bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern herrschen zur Zeit eher Wut und Zorn als Enttäuschung. Alle waren in den Prozess eingebunden und haben Herzblut in die Sache eingebracht. Dass nun das Ganze an einem Zockerspiel scheitert, macht sie so zornig.

ver.di PUBLIK | Gibt es Hoffnung, das Ruder noch einmal rumzureißen?

HEINRICH | Zur Zeit wenig, denn wir haben nicht die Mittel und die Macht, Immobilienkonzerne von ihren Vorstellungen abzubringen. Unsere Hoffnung stützt sich nun eher auf die Politik und darauf, dass die Medien die Machenschaften hinter den Kulissen aufdecken. Denn diese Unternehmen scheuen nichts mehr als die Öffentlichkeit.

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