"Ab Februar drohen Warnstreiks", schreibt Ende Januar die Bild-Zeitung mit Blick auf die Tarifverhandlungen für den Öffentlichen Dienst des Landes Berlin. "Gewerkschaft ver.di droht schon mal mit Warnstreiks", wird am selben Tag die Berliner Zeitung schon konkreter. Man weiß wenigstens, wer der böse Bube ist, der da droht. Aber wer wird da "bedroht"? Und inwiefern? Die Deutsche Presse-Agentur (dpa), die die Zeitungen mit Nachrichten versorgt, hatte zurückhaltend und zutreffend die Überschrift "ver.di erwägt Warnstreiks" vorgeschlagen. Dass Streiks eine Bedrohung - für wen auch immer - sein sollen, versuchen Medien aller politischen Farben ihren Leserinnen und Lesern weiszumachen. Auch die kleine marxistische Tageszeitung junge Welt aus Berlin schlagzeilt in großen Lettern: "ver.di-Chef Bsirske droht". Wem, womit? Dass morgen in Mexiko der Popocatépetl ausbricht? Oder ein Tsunami auf die Nordseeküste zurollt? Keine Ahnung. Das Wort "drohen" kommt im weiteren Text gar nicht mehr vor. Offenbar besitzt aber auch bereits ein urdemokratischer Vorgang wie eine Urabstimmung über Streiks ein hohes Drohpotential. Meldet jedenfalls gerade der Deutschlandfunk: Nach dem Scheitern der Verhandlungen in Potsdam "drohen jetzt Urabstimmung und richtige Streiks". Was ist nun ein richtiger Streik? Die Berliner Morgenpost hat es angesichts des S-Bahn-Chaos' in der Hauptstadt herausgefunden: "Nun streikte auch noch eine Privatbahn." Wie das? War der Motor kaputt? Ist sie auf halber Strecke stehen geblieben? Dann muss sie in die Werkstatt und repariert werden, wäre mein Tipp. Henrik Müller