Toys"R"US Filiale Eidelstadt: Es gibt ihn noch, den Betriebsrat

Die Eidelstädter Filiale Toys"R"US lieferte im März Schlagzeilen. PUBLIK sprach mit den am 26. März neu gewählten Betriebsräten über die Hintergründe. André Keller (41), "Ich stehe für die Geschichte unseres Betriebsrats (BR), bin seit den 90ern dabei. Lange Jahre waren wir nur geduldet, die Regeln der Mitbestimmung und die Bezahlung in Anlehnung an den Tarif wurden aber eingehalten. Anfangs konnten wir sogar auf eine Anlehnung an die Gewerkschaft verzichten und uns trotzdem behaupten, heute haben wir einen Organisationsgrad von 96 Prozent bei einer Belegschaft von etwa 20 Köpfen. Parallel zur Krise im Einzelhandel haben sich die Bedingungen für unsere Arbeit verschlechtert. Richtig schlimm wurde es mit dem Verkauf an KKR, eine amerikanische Private-Equity-Gesellschaft. Eidelstedt soll jetzt mit aller Gewalt betriebsratsfreie Zone werden. Zum Jahresbeginn wurde Beschäftigten der Stammbelegschaft gekündigt, befristete Aushilfsverträge wurden entgegen bestehender Zusagen nicht verlängert, diese Arbeit wurde an Leiharbeitnehmer vergeben. Das Unternehmen drückte so die Zahl der Beschäftigten unter die Grenze von 20 und stellte zugleich beim Arbeitsgericht einen Antrag auf einstweilige Verfügung gegen die Entscheidung des Wahlvorstands, einen dreiköpfigen BR wählen zu lassen. Das Gericht hat den Antrag am 17. März abgelehnt. Man senke so die zu hohen Lohnkosten, da die Arbeit durch die Leiharbeiter billiger und flexibler erledigt werde, sagt die Geschäftsführung. Dabei geht es dem Spielzeughandel vergleichsweise gut und Toys"R"US schreibt kräftige schwarze Zahlen. Die wahren Motive sind Renditesteigerungen für einen beabsichtigten Verkauf und neoliberale Haltungen, denke ich." Harriet Kudenbrandt (49) und Kristin Bienia (21): "In der Belegschaft war klar, dass wir weiter einen starken BR brauchen. Jetzt erst recht, hieß es! Deshalb haben wir uns zur Kandidatur entschlossen. Die bisherigen Betriebsräte haben uns in der Vergangenheit gegen den Arbeitgeber geschützt. Mit unserer Kandidatur sorgen wir dafür, dass das so bleibt und geben zugleich etwas zurück. Wir scheuen uns nicht, erneut an die Öffentlichkeit zu treten, wenn der Arbeitgeber weiter gegen den Betriebsrat vorgeht. Wir möchten uns hier auch für die großartige Unterstützung von ver.di, den anderen Einzelhandelsbetrieben und der örtlichen Bevölkerung an unserem Aktionstag am 18. März bedanken. Das macht Mut und gibt Kraft für die Arbeit im Betriebsrat. Diese Solidarität ist unser Schutzschild, wenn der Konflikt weitergeht." Ralf Surm (50) ist Personalratsvorsitzender der Hamburg Porth Authority (HPA) mit 1 970 Beschäftigten. Er trat als Spitzenkandidat einer freien Liste mit zahlreichen ver.di-Kolleg/innen bei der Personalratswahl am 10. März erstmals an, erhielt auf Anhieb eine deutliche Mehrheit und wurde in der konstituierenden Sitzung zum Personalratsvorsitzenden gewählt. PUBLIK fragte ihn, wie es dazu kam. Ralf Surm: "Ich bin zwar erst einige Jahre bei der HPA beschäftigt, kann aber auf eine bewegte berufliche Entwicklung zurückblicken: Ich habe Elektriker gelernt, auf dem zweiten Bildungsweg Abitur gemacht, mir das Studium zum Diplomingenieur in Elektrotechnik als Stauer bei der Gesamthafenbetriebsgesellschaft finanziert, habe bei Weltfirmen wie Siemens und Allianz gearbeitet, war nach dem Konkurs eines Arbeitgebers auch mal arbeitslos, habe mich zum technischen Betriebswirt weitergebildet und immer wieder in Führungsverantwortung gestanden - zuletzt auch bei der HPA. Der Entschluss, für den Personalrat zu kandidieren, reifte in den turbulenten letzten Jahren bei der HPA, nachdem wir aus der Behörde ausgegründet und Anstalt des öffentlichen Rechts geworden sind: Seither geben sich Unternehmensberater die Klinke in die Hand, eine Umstrukturierung jagt die nächste, gut funktionierende Strukturen werden ohne Sinn und Verstand zerschlagen. Das Schlimmste dabei: Das alles geschieht zum Teil ohne ausreichende Kommunikation mit den Betroffenen, die in die Prozesse nicht eingebunden und vor vollendete Tatsachen gestellt werden. Kritiker werden mundtot gemacht, selbst wenn ihre Kritik begründet ist. Diese Art der Führung hat nicht einmal "Heimwerkerqualität"! Auf der Strecke bleiben vor allem die Kolleginnen und Kollegen in unseren Betrieben, die Macher mit der Hand am Arm, die jeden Tag auch bei Eis und Schnee rausgehen und rund um die Uhr dafür sorgen, dass Hamburgs Herz, der Hafen, nicht ins Stottern kommt. Gemeinsam mit meinen zwölf Kolleginnen und Kollegen im Personalrat will ich dazu beitragen, dass die Beschäftigten bei der HPA wieder die Anerkennung bekommen, die sie verdienen."