Statistisch gesehen stehen Frauen irgendwann allein da: Sie haben die höhere Lebenserwartung und sind oft mit älteren Männern liiert. In Berlin, die als Hauptstadt der Singles gilt, wohnt knapp eine Million Menschen solo, fast zwei Drittel davon sind Frauen. Im Beginenhof haben 53 Frauen eine Möglichkeit gefunden, ein Dasein nach eigener Fasson zu führen und sich dennoch in einer Gemeinschaft aufgehoben zu fühlen. Sie sind alle über 40 und bezogen hier 2007 ihre Eigentumswohnungen. Zentral in Kreuzberg gelegen und doch ruhig, mit viel Grün.

Der geschwungene Bau der Leipziger Architektin Barbara Brakenhoff strahlt Leichtigkeit aus. Er erlaubt Individualität und Gemeinsinn. Die Grundrisse der Wohnungen konnten nach Wunsch angepasst werden. Zufrieden zeigt etwa eine Bewohnerin, die aus Hessen nach Berlin gezogen ist, ihre Wohnung: Ein zusätzlich eingebauter Pfeiler bietet einerseits Platz für Bücher, andererseits untergliedert er den Raum optisch. Der großzügige Balkon macht die Wohnung luftig. Gemeinschaftliches findet im Kleinen statt − jeweils vier Frauen teilen sich einen Laubengang − und im Großen: Im Erdgeschoss gibt es Tanzkurse, er dient auch dem monatlichen Jour fixe, bei dem alles besprochen wird, was im Beginenhof passiert. Für Besucher gibt es ein Gästeappartement und für alle zum Schwatzen und Chillen eine große holzgedeckte Terrasse.

Ja, anfangs habe es auch Konflikte zwischen den Frauen gegeben. Aber man hat Kompromisse gefunden. Die räumliche Nähe schafft gegenseitige Unterstützung. Einige Frauen leben mit ihren Ehemännern hier, sie dürfen mieten, aber nicht besitzen.

Jutta Kämper, die selbst im Beginenhof wohnt, gründete 1992 den Verein Beginenwerk nach Vorbild der mittelalterlichen flandrischen Beginenhöfe. Weil viele weitere Frauen sich für ein Leben in Gemeinschaft interessieren, entsteht inzwischen ein zweiter Bau in Berlin-Friedrichshain. Er soll im Februar 2011 bezugsfertig sein. Ute Bauer

Kontakt: 030 / 615 91 77; E-Mail info@beginenwerk.de www.frauenwohnen-berlin.de