Mit einem drohenden Fachkräftemangel argumentieren Arbeitgebervertreter gerne, wenn es darum geht, die Wochenarbeitszeit zu erhöhen oder Löhne und Gehälter weiter abzusenken. Fachkräftemangel? Fehlanzeige, sagt Klaus Brenke vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin. In einer Studie, die sich mit dem naturwissenschaftlich-technischen Bereich und Facharbeiter/innen beschäftigt, kommt Brenke zu dem Schluss, dass "für einen aktuell erheblichen Fachkräftemangel (...) in Deutschland kaum Anzeichen zu erkennen" seien.

So spreche die Lohnentwicklung in diesen Bereichen nicht für einen Mangel, denn die Fachkräfte hätten im zweiten Quartal 2010 allenfalls geringe Erhöhungen, meist jedoch Reallohneinbußen hinnehmen müssen. In der Industriebranche sei der krisenbedingte Abbau von Arbeitsplätzen gerade erst zum Stillstand gekommen, so Brenke.

Fachkräfte wandern aus

Derzeit gebe es mehr erwerbslose Fachkräfte als vor der Krise. Auch um den Fachkräftenachwuchs mache er sich mit Blick auf den Studierenden-Boom in den naturwissenschaftlichen Fächern wenig Sorgen. In der Erstausbildung seien die Zahlen zwar zurückgegangen, aber hier sei es an den Unternehmen, das zu ändern. "Es gibt mehr qualifizierte Arbeitslose, als offene Stellen für diese Qualifikationen vorhanden sind. Ausländische und deutsche Fachkräfte verlassen das Land, die deutschen Unternehmen reduzieren ihre Ausbildungsanstrengungen", ist die Zusammenfassung des DIW-Forschers.

Veröffentlicht wurde eine Zusammenfassung der Studie im DIW-Wochenbericht 46/2010. In diesem Wochenbericht findet sich auch ein Kommentar von Klaus F. Zimmermann, dem Präsidenten des DIW. Er kommt allerdings zu einem anderen Schluss als Brenke. Zimmermann schreibt: "Fachkräfte sind bereits in einzelnen Bereichen knapp, schon bald werden es viele Branchen sein. Der Fachkräftemangel wird mittelfristig zum bestimmenden Thema des Arbeitsmarktes werden." So dehnbar ist die Statistik. hla

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