SAARBRÜCKEN | Die Baumarkt-Kette hela will zum Jahreswechsel ihre Bindung an den Flächentarif aufkündigen. Möglich wird dies durch eine so genannte OT-Mitgliedschaft im Deutschen Einzelhandelsverband - also ohne Tarifbindung.

Das 1977 gegründete Familienunternehmen wurde 2008 von der saarländischen Globus-Holding übernommen. Seither weht ein schärferer Wind im Umgang mit den rund 2000 Beschäftigten in den bundesweit 24 hela-Baumärkten. Sie sollen ab 2011 von künftigen Tariferhöhungen ausgeschlossen werden. Lediglich für die in ver.di organisierten Mitarbeiter/innen besteht eine unbefristete Nachwirkung ihrer bisherigen Tarifleistungen. Neue hela-Beschäftigte und Nicht-Organisierte sind in Zukunft aber "frei in der Gestaltung ihres Arbeitsvertrages" und damit ihres Entgelts. Wer sich dabei durchsetzt, liegt auf der Hand. Eine Zwei-Klassen-Gesellschaft von hela-Beschäftigten ist nur noch eine Frage der Zeit. "Hier versucht ein Unternehmen, das bisher schwarze Zahlen schreibt, noch mehr Ertrag auf dem Rücken der Beschäftigten zu erzielen", betont Steffi Nutzenberger, die ver.di-Fachbereichsleiterin Handel im Landesbezirk Saar.

Sie unterschreiben nichts

Die hela-Belegschaft reagiert mit kämpferischer Entschlossenheit auf die Pläne ihrer Geschäftsleitung und hat Widerstand angekündigt. Eine erste Aktion fand bereits am 17. November statt. Nach einer Betriebsräte-Konferenz im saarländischen Völklingen, auf der die hela-Geschäftsleitung ihre Pläne erläuterte, zogen die Arbeitnehmervertreter geschlossen zu einer Protestversammlung in die Saarbrücker Innenstadt. Die Begründung des Arbeitgebers, man "könne künftig am Markt flexibler reagieren, wenn man bei den Lohnkosten mehr Luft habe", sorgte bei den 62 anwesenden Betriebsräten für Wut und Empörung.

Auch in Zukunft soll die Öffentlichkeit über die weitere Entwicklung bei hela informiert werden. Das ist eines der erklärten Ziele des Gesamtbetriebsrats-Vorsitzenden Hans-Jürgen vom Dorff. Mit ver.di-Unterstützung wollen die Betroffenen eine Tarifkommission bilden und mit der Geschäftsleitung Verhandlungen über einen Anerkennungstarifvertrag aufnehmen. Die Chancen, dass dies gelingt, seien gut. Auch, weil der Zusammenhalt in der Belegschaft groß sei. "Wir wissen, was für uns auf dem Spiel steht", sagt vom Dorff.

Tatsächlich ist ver.di in den hela-Betrieben gut vertreten. Seit die Tarifflucht-Pläne kursieren, verzeichnet vom Dorff einen "dramatischen Zulauf" neuer Mitglieder. Der Organisationsgrad ist seinen Angaben zufolge auf über 60 Prozent gestiegen und damit wesentlich höher als im Durchschnitt des Einzelhandels. Um zuerst einmal die tariflichen Ansprüche der ver.di-Mitglieder zu sichern, wurde die Belegschaft umfassend über ihre Rechte bei Änderungskündigungen aufgeklärt. Dabei lautet das Motto: Nichts leichtfertig unterschreiben, was der Arbeitgeber vorlegt. Stattdessen sollen sich die Betroffenen an ver.di wenden und mit Rechtsschutz-Unterstützung auf ihre gesetzlichen Rechte pochen. Uli Möhler