HEIKE LANGENBERG ist Redakteurin der ver.di PUBLIK

Das Studium ist beendet, der Abschluss geschafft, was nun? Praktikum, Befristung oder Honorarjob lautet für viele Absolvent/innen die Antwort auf diese Frage. Immer noch. "Die Berufserfahrung fehlt", argumentieren die Arbeitgeber und spielen mit der Hoffnung der jungen Menschen. Von diesen hofft mehr als die Hälfte, dass sich aus dem schlecht bis gar nicht bezahlten Job eine Festanstellung ergibt, und lässt sich auf das unmoralische Angebot ein.

Doch fehlende Berufserfahrung kann es nicht sein. Viele Studiengänge sind mittlerweile mit Praktika verbunden, viele Studierende jobben neben ihrem Studium, bereiten sich auf die Berufstätigkeit vor. Das vorgeschobene Argument der Arbeitgeber ist nur ein weiterer Versuch, die Löhne zu drücken. Dabei entlarven sich die Arbeitgeber selbst. Bei der Untersuchung "Generation Praktikum 2011", die der DGB jetzt vorgelegt hat, gaben 81 Prozent der jungen Leute an, sie hätten vollwertige Arbeit geleistet, 75 Prozent von ihnen sagten, ihre Arbeit sei fest in den Betriebsablauf eingeplant gewesen. Und das, obwohl sie keinerlei Erfahrung hatten? Wohl kaum.

Die vermeintliche Unerfahrenheit spiegelt sich nur in der Bezahlung wieder. 40 Prozent der Praktika waren gänzlich unbezahlt, für bezahlte Praktika nach Studienabschluss gab es durchschnittlich 551 Euro im Monat. Was für ein Einstieg in das Berufsleben! Für viele junge Menschen scheint das allerdings mittlerweile ein selbstverständlicher Weg zu sein. 63 Prozent sagen, sie wollten sich beruflich orientieren, 51 Prozent geben an, es sei in ihrem Berufsfeld üblich, ein Praktikum aufzunehmen.

Da mutet es merkwürdig an, dass Firmen über Fachkräftemangel lamentieren. Ein Werben um begehrte Arbeitskräfte sieht anders aus. Denn was spricht dagegen, einen Berufseinstieg und auch eine Anlernphase angemessen zu finanzieren? Nur der Geiz der Arbeitgeber.