ANDREAS FRÖHLICH ist im ver.di-Fachbereich Medien für die Tarifpolitik verantwortlich

ver.di PUBLIK | Sechs Verhandlungsrunden in vier Monaten, zwei Monate lang immer wieder massive Warnstreiks - das Ergebnis wirkt auf den ersten Blick etwas dürftig...

ANDREAS FRÖHLICH | Dürftig wäre das Ergebnis dann, wenn ver.di den Manteltarifvertrag mit dem Ziel gekündigt hätte, deutliche Verbesserungen durchzusetzen. So war es aber nicht. Die Druckunternehmer haben den Manteltarifvertrag gekündigt, um bis zu 30 Prozent schlechtere Arbeitsbedingungen zu erreichen. Wir sind mit dem Ziel in diese Auseinandersetzungen gegangen, keinen Tarif- abschluss zu akzeptieren, der unter dem Strich zu Verschlechterungen der grundlegenden Arbeitsbedingungen führen würde. Dieses Ziel haben wir ganz klar erreicht.

ver.di PUBLIK | Aber die schmale Lohnerhöhung bei der langen Laufzeit des neuen Vertrags: Gibt es am Tag nach dem Tarif- abschluss schon Reaktionen aus den Betrieben?

FRÖHLICH | Nicht nur die einstimmige Annahme des Tarifergebnisses in der Verhandlungskommission, sondern auch die ersten Reaktionen aus den Betrieben deuten auf eine breite Zustimmung zu dem Gesamtergebnis hin. Aber es gibt auch kein Schönreden hinsichtlich der Preise, die wir für den Erhalt des Manteltarifvertrages haben zahlen müssen. Der Unternehmerverband hat mit der Laufzeit des Lohnabschlusses von 33 Monaten die Schallmauer durchbrochen. Ich kann mich nicht erinnern, dass es jemals in der Druckindustrie eine so lange Laufzeit gegeben hätte. Die Höhe des Lohnabschlusses wird die Preissteigerungsrate nicht ausgleichen. Das ist unbefriedigend.

ver.di PUBLIK | Warum konnte für die Gleichstellung der Leiharbeiter/innen nichts erreicht werden?

FRÖHLICH | Unser Tarifkampf war in erster Linie ein Abwehrkampf. Für den Fall, dass es nicht gelingen würde, die Forderungen der Arbeitgeber vollständig abzuwehren, hatte ver.di eigene Forderungen erhoben, zum Beispiel gleiche Arbeitsbedingungen für Leiharbeiter/innen. Dieses Ziel haben wir nun aber nicht aufgegeben. Es gibt bereits in einigen Betrieben tarifliche Zusatzregelungen zu diesem Thema. Daran werden wir weiter arbeiten.

ver.di PUBLIK | Wie haben sich der erhebliche Streikdruck aus den Zeitungsredaktionen und die Dynamik des gemeinsamen Arbeitskampfes auf den Tarifabschluss für die Druckindustrie ausgewirkt?

FRÖHLICH | Das Tarifergebnis wäre ohne das couragierte Engagement von mehr als 10.000 Beschäftigten der Druckindustrie nicht erreichbar gewesen. Aber die fast schon als historisch einzuordnende kämpferische Streikbewegung der Redakteur/innen hat sicherlich ebenfalls einen veritablen Anteil am Erfolg. Allen Beteiligten gebührt dafür Respekt und Dank. Selten zuvor hat es so viel gegenseitige Sympathie, Solidarität und gemeinsame Aktion zwischen Druckereibeschäftigten, Verlagsangestellten und Redakteuren gegeben wie im Frühsommer 2011. Diese Kultur wollen und werden wir pflegen.

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