Gautschfeier in Marburg, nach alter Tradition

Ordentlich durchgegautscht

So muss die Formel lauten: "Packt an! Lasst seinen Corpus posteriorum fallen auf diesen nassen Schwamm, bis triefen beide Ballen..." Beim diesjährigen Sommerfest des Ortsvereins Marburg des Fachbereichs Medien in ver.di gab es nicht nur die üblichen Grillwürstchen, Salate und Getränke. Die zahlreichen Besucher beobachteten mit sichtlichem Vergnügen eine selten gewordene Zeremonie: Drei Junggehilfen wurden "gegautscht", das heißt, sie erhielten ihre Wassertaufe. Das Gautschen, eine alte Tradition der Buchdruckerzunft, findet heute nicht mehr oft statt. Nach erfolgreichem Abschluss der Lehre gibt es für die Junggehilfen eine Freisprechungszeremonie: Nach einer kurzen Ansprache werden die "Cornuten" (Gautschlinge) links und rechts von kräftigen Händen gepackt, auf einen nassen Schwamm gesetzt (...bis triefen beide Ballen), dann in einer Bütt völlig untergetaucht und damit symbolisch von ihren Lehrlingssünden rein gewaschen. Nass wie die Pudel nahmen Annika Mund, Fatih Polat und Nico Seekatz, alle von Eukerdruck in Marburg, ihre Gautschbriefe entgegen.

Nachdem die frisch geehrten Jünger Gutenbergs den Beifall der Zuschauer genossen, sich abgetrocknet und umgezogen hatten, saßen die Gäste des Sommerfestes noch lange zusammen. Allerdings nicht auf dem Trockenen. Theo Schulze-Marquardt