Obenauf: Florian Dallmann, Thomas Hess und Manuel L. Sauer

Von Renate Bastian und Manuel L. Sauer

Was treibt drei Gewerkschafter aus Nord-hessen auf den höchsten Punkt Deutschlands, die Zugspitze? Mit 2963 Metern ist sie der geografische Gipfel der Bundesrepublik. Genau der richtige Ort, um die drastische Fallhöhe zwischen guter Arbeit und Leiharbeit zu verdeutlichen. An höchster Stelle haben die drei Bergsteiger Florian Dallmann, Thomas Hess und Manuel L. Sauer deshalb Mitte August dagegen protestiert, dass gerade in Nordhessen die Leiharbeit auf dem Vormarsch ist, besonders im Bereich Speditionen und Logistik.

Schneefall im August

Zurzeit sind mehr als 9000 Menschen in Nordhessen in der Leiharbeit beschäftigt. Dies ist im Vergleich zum Vorjahr ein Anstieg von mehr als 41 Prozent und zeigt, dass besonders die Unternehmer in Nordhessen wieder stark auf Leiharbeit setzen. Am Gipfelkreuz der Zugspitze entfalteten die drei Kletterer daher ihr Banner für "Equal Pay" - gleiche Bezahlung. Denn Leiharbeiter/innen sollen nicht Mitarbeiter/innen zweiter Klasse sein. Sie verdienen gleiche Bezahlung wie die Stammbelegschaft.

Die Drei waren zügig bergauf geschritten. Am ersten Tag stramme 1400 Meter hoch bis zur österreichischen Wiener-Neustätter Hütte. Dabei kamen die Bergsteiger in die Dunkelheit, und es stellte sich mitten im August auch noch Schneefall ein. "Durch unsere Stirnlampen konnten wir den Weg zur Hütte noch erkennen", so Florian Dallmann von der ver.di Jugend. Der Gipfel kam immer näher, und mit jedem Schritt wurde der Schnee höher. Erschöpft, aber froh erreichten die Hessen schließlich ihr Ziel. An diesem Punkt warteten schon Betriebsträte und Gewerkschaftssekretäre der österreichischen Gewerkschaft PRO GE. Die Produktionsgewerkschaft regelt die Leiharbeit im Nachbarland durch einen Kollektivvertrag.

Das kollektive Arbeitsrecht in der Alpenrepublik ist anders gestaltet als in Deutschland. Dort ist es der Gewerkschaft gelungen, Equal Pay im Grundsatz zu realisieren. Zwar ist in der Alpenrepublik nicht alles "hundertprozentICH" gut, was im Bereich der Leiharbeit passiert, dennoch ist Österreich in Sachen Leiharbeit wesentlich gerechter als Deutschland. Für die ver.dianer war es daher wichtig, einen Bezug zu einem Land herzustellen, wo Leiharbeit besser geregelt wird als in Deutschland. "Nur auf einen hohen Berg zu klettern, war uns zu wenig, wir wollten auf ein Land schauen, wo Dinge anders und besser laufen als zu Hause", betont Thomas Hess.

Die Vertreter der PRO GE überreichten den ver.di-Bergsteigern am Gipfel den "Österreichischen Kollektivvertrag Leiharbeit". Sie protestierten jedoch auch gegen Tricks der Arbeitgeber in Österreich, die Regelungen des Kollektivvertrages unterlaufen. Leiharbeit sowohl in Österreich wie in Deutschland darf nur für Auftragsspitzen angewendet werden. Es dürfen nicht Löhne in beiden Länder gedrückt und Beschäftigte gegeneinander ausgespielt werden.

Am Gipfelkreuz enthüllten schließlich beide Gewerkschaften das Aktionsbanner "Voll auf der Höhe - Equal Pay". Möge dieser Slogan allen Arbeitgebern zwischen Flensburg und Klagenfurt in den Ohren klingeln.